Mittwoch, 26. Dezember 2012

Von der Wahrheit der Lüge oder wie ein Nobelpreis gemacht wird, Teil 1

Von der Wahrheit der Lüge

Teil I

Der Fall Herta Müller aus politischer und moralischer Sicht –


(Dokumente zur Herta Müller- Forschung und Kommunismus-Aufarbeitung.

Briefe von Carl Gibson an Herta Müller und Richard Wagner.)

Von Ethos und Unmoral,
von freier Meinungsäußerung, „Pressefreiheit“ und indirekter Zensur –

Eine Debatte über „moralische Integrität“ und Wahrheitsfindung
ausgelöst durch einen „Offenen Brief“ und der unterdrückten Antwort darauf
im Kontext der Nominierung Herta Müllers für den Literaturnobelpreis.

Dort, wo die Lüge die Lüge stützt,
wird die Lüge zur Wahrheit.


Lassen wir es nicht zu, dass aus den vielen kleinen Lügen wieder große Lügen werden, jenseits von Ethos und Moral.


Foto: Carl Gibson

Zentrale der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP)
des Diktators Nicolae Ceausescu in Temeschburg (Timisoara)

Noch 1984 appellierten Herta Müller, Richard Wagner (als Mitglied) und weitere Literaten an die Partei und forderten Privilegien ein, u. a. Westreisen, während Herta Müller gerade in der BRD bzw. in Paris weilte.


Foto: Carl Gibson

Sitz und Folterkammer der "Securitate" am Leontin-Salajan-Boulevard in Temeschburg.
Wir Oppositionellen und Regimekritiker saßen mehrach unten in den Arrestzellen, bevor wir ins Gefängnis Popa Sapca nebenan eingeliefert wurden. (Nach der SLOMR-Gründung)

Die ehemaligen Mitglieder der Rumänischen Kommunistischen Partei wollen heute gerne vergessen, dass es ihre Partei war, die der "Securitate" die verbrecherischen Befehle gab - wie die SED der Staatssicherheit in der DDR - und dass es ohne "Mitglieder" der Kommunisten-Partei keine verbrecherischen Befehle gegeben hätte.



Am 21. Mai Anno Domini 2008 konnte ich zum ersten Mal ein gedrucktes Exemplar der Symphonie der Freiheit“in den Händen halten. Wenige Tage später durchblätterten Freunde das Buch, gute Bekannte, die an der Veröffentlichung mitgewirkt hatten. Erste Rezensionsexemplare wurden verschickt. Natürlich war ich neugierig, wie die ersten Reaktionen ausfallen würden, wie andere das Buch, in dem ich alles gegeben hatte, was mir in der knappen Zeit von zweieinhalb Jahren ununterbrochener Arbeit möglich war, aufnehmen würden.

Wie würde die andere Seite reagieren, die angegriffene und bloßgestellte?

Nein, nicht die Rumänische Kommunistische Partei, nicht ihr Bluthund, die Securitate, denn diese gab es offiziell überhaupt nicht mehr, sondern ihre „moralischen Stützen“, die inzwischen mit gewandeltem Antlitz und neuer Gesinnung in der Bundesrepublik lebten.

Teile der einstigen so genannten Aktionsgruppe Banat und des „Adam-Müller-Guttenbrunn-Literaturkreises“in Temeschburg, namentlich Herta Müller und Richard Wagner, waren in einigen Kapiteln meiner „Symphonie der Freiheit“als Nutznießer und willfährige Träger des totalitären Systems in Rumänien ausgemacht und eben als solche auch kritisiert worden. Jetzt saßen sie fast an der Quelle. Wie reagierten sie darauf?

Und reagierten sie überhaupt – oder wollten sie keine schlafenden Hunde wecken, um womöglich viel Gras über die unbequemen Fragen und Unerquicklichkeiten von gestern und vorgestern wachsen zu lassen?

Wie äußern sich die beiden dazu?

Was sagen Herta Müller und Richard Wagner zu den besagten Kapiteln in der Symphonie, wo ihre moralische Integrität in Frage gestellt wird und wo sie aufgefordert werden, die für „Dissidenz“ erhalten Preise zurückzugeben?

Das fragte mich ein Schriftsteller aus der großen Schar der Betroffenen, die in den letzten Jahren unter der Vormachtmachtstellung Herta Müllers in der bundesdeutschen Literaturszene viel zu leiden hatten. Der Schriftsteller, der vorerst anonym bleiben will, war der Auffassung,in meiner Darstellung der Aktionsgruppen-Thematik sei erstmals eine „objektive“ Charakterisierung der Materie erfolgt.

„Es gibt noch keine direkte Reaktion“, antwortete ich ihm Mitte Juli 2008. Bis auf die vier kurzen Beiträge, die William Totok für den Radio-Sender Freies Europa gemacht hatte, gab es zu jenem Zeitpunkt noch keine nennenswerte Symphonie-Rezeption. Totoks Symphonie-Besprechungen in rumänischer Sprache, garniert mit einigen Interview-Statements des Autors zur Gesamtmaterie SLOMR, Genese und Intention, wurden am 1., 2., 3. und 4. Juli 2008 nach Rumänien ausgestrahlt, wenige Wochen bevor der US-Sender RFE seine Sendungen in das inzwischen in die EU aufgenommene osteuropäische Land für immer einstellen sollten.

Während ich im Begriff war, in einem„Offenen Brief an den Direktor des Senders RFE/RL, Jeff Gedmin“, zu protestieren, die Angelegenheit kursierte seinerzeit mehrfach im Internet in englischer Sprache, wurde ich auf einen „Aufschrei der Gerechten aus Berlin“ –wie es andere Schriftsteller charakterisierten – aufmerksam.

Richard Wagner hatte sich im Sender Radio Freies Europa zur Spitzel-Entsendung nach Berlin geäußert – und unmittelbar darauf folgte der „Offene Brief von Herta Müller“ an den Leiter des Rumänischen Kulturinstituts (RKI) Horia Patapievici, der im Juli 2008 in der Online-Ausgabe der „Frankfurter Rundschau“ abgedruckt wurde.

Kurz darauf stieß ich im Internet auf die Online-Version des Aufschreis von Herta Müller – und staunte!

Denn neben der – aus meiner Sicht –höchst deplatzierten moralischen Entrüstung fiel mir, dem langjährigen PR-Spezialisten, eine selbst inszenierte Werbung auf, eine Aktualisierung des alten Verfolgungsmythos durch ominöse Kräfte.

Die FR war sich nicht zu schade, diese kleine Image-Kampagne als Randglosse einfach so mitzuliefern, vielleicht weil für beide Seiten auch finanzielle Interessen nicht zu ignorieren sind, ohne zu bedenken, dass auf diese Weise objektive Botschaft und billiger Marketing-Gag miteinander vermengt werden –und dies zu Lasten einer sauberen Journalistik.

Herta Müller stellte – wie so oft – eine subjektive Aussage in den Raum, ihren subjektiven Eindruck,sie sei in Frühjahr 2008 in der rumänischen Hauptstadt Bukarest verfolgt worden – wie suggeriert wird von Mitarbeitern der alten „Securitate“ oder der neuen Geheimdienstes SRI.

Niemand konnte und wollte diese „subjektive Wahrnehmung“ oder „bloße Behauptung“ überprüfen.

Niemand von der FR hinterfragte diese angebliche Verfolgung, da man sich bereits an die generelle Aussage von Herta Müller gewöhnt hatte, sie sei vor ihrer Ausreise in die BRD von der Securitate Ceausescus Jahre hindurch verfolgt worden.

Dabei hätte jedermann, der sich des gesunden Menschenverstands bedient, auffallen müssen, dass ein tatsächliches Opfer eines totalitären Systems oder des Repressionsapparates einer Diktatur niemals freiwillig an die frühere Folterstätte zurück kehrt, schon gar nicht, um literarischen Zwecken nachzukommen.

Kritischen Journalisten, die auf das Verifizieren von Fakten Wert legen, hätte in diesem Kontext auffallen müssen, dass eine deutsche Zeitung mehr oder wenigerbewusst Legenden in die Welt setzt und damit die historische und gegenwärtige politische Realität und somit die Wahrheit verfälscht.

Interessierte die Wahrheit überhaupt?Oder ging es nur darum, via Meinungsbildung bestimmte Interessen durchzusetzen?

Wurde eine Materie seitens der Presse gezielt instrumentalisiert?


Um es vorwegzunehmen: Im „Fall Herta Müller“ sollte ich in den folgenden zwei Jahren öffentlicher Auseinandersetzung eine einseitige Presseberichterstattung erleben, wie ich sie in der BRD nie für denkbar und möglich gehalten hätte:

Den unkritischen Journalismus erlebte ich in Reinkultur, wobei einzelne große deutsche Tageszeitungen und Magazine sich eindeutig auf die Seite von Herta Müller schlugen und alle Gegenpositionen mit Macht und den zur Verfügung stehenden Mitteln abwürgten.

Für den Zeitzeugen (in mir), der bestimmte Realitäten selbst erlebt hatte, war das ein schwerer Schlag, eine bittere Erfahrung, die das individuelle Demokratieverständnis erschütterte. Für den ethisch ausgerichteten Philosophen hingegen war es eine Katastrophe.


„Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen“,


Die höchst emotionale Auseinandersetzung mit dem „Offenen Brief von Herta Müller“ an die Adresse des Direktors des Rumänischen Kulturinstituts in Bukarest Horia Patapievici kostete mich ein volles Wochenende – und noch ein paar Tage danach, nachdem ich feststellen musste, dass die sonst recht liberal auftretende „Frankfurter Rundschau“ meinen „Offenen Brief“ als Antwort an Herta Müller weder online nach in der Druckausgabe veröffentlichte, sondern ihn schlicht und einfach unterdrückte.


Wozu Gegenstimmen?

Veröffentlicht wurde hingegen ein stützendes Pro!

Das Herausfiltern und Nichtveröffentlichen von kritischen Leser-Zuschriften sind gute Mittel, objektive Daten, Fakten zu verfälschen und die Meinung je nach Interessenlage zu manipulieren – auch in einer Demokratie.

Die Tatsache, wie die FR eine Art indirekter Zensur praktizierte, irritierte mich gewaltig. Selbst mein persönlicher Kontakt zur Chefredaktion brachte nichts. Aus welchen Gründen auch immer: Die FR lehnte es definitiv ab, meine faktische Gegendarstellung im Internet zu publizieren oder in der Druckfassung der Tageszeitung. Vielleicht, weil mein Name zu unbekannt war, wohl aber, weil etablierteren „Autoritäten“ schlicht eher geglaubt wurde als mir.

Freunde, Menschen aus meinem Umfeld und selbst abgebrühte Journalisten hielten diese Vorgehensweise für unmöglich und weigerten sich gar, daran zu glauben, dass es so gewesen sein könnte, bis ich die Dokumentation meiner mehrfachen Bemühungen als Beweis vorlegte.

Unterdrückte Meinungsäußerung eines Zeitzeugen zur Sache?

War das nicht wirklich schon praktizierte Zensur?

Wurde da nicht ein Grundrecht, ein elementares Menschrecht ausgehebelt, indem einem authentischen Dissidenten und Widerstandskämpfer das Wort entzogen wurde, währen einer Mythen-Fabrikanten geglaubt wurde?


Während ich mit meiner Kritik öffentlich nicht durchdringen konnte, durfte Herta Müller ihre Version und ihre Sicht der Dinge weiter verbreiten. War das noch demokratisch oder bereits manipulativ und somit moralisch verwerflich? Was war aus der deutschen Presse geworden?


Der Vorgang, der jeden aufrichtigen Demokraten beunruhigen muss, erschütterte mich nachhaltig. Doch das war erst der gelinde Auftakt zu massiven Erschütterungen, die in den kommenden zwei Jahren noch folgen sollten, als hunderte meiner Kommentare in großen Online-Zeitungen, Leserzuschriften, Blogbeiträge, Interviewstatements und Artikel zur Thematik fast sang- und klanglos im Nichts verrauschten.


Nachdem ich bei der FR kein Gehör finden konnte, informierte ich einige weitere überregionale Tageszeitungen der Bundesrepublik, darunter die FAZ –ohne Resonanz.

Bei der „Neuen Züricher Zeitung“,die später auch höchst unkritisch über Herta Müller berichten ließ, wurde mein Online-Kommentar nicht frei geschaltet. (Leider entscheidet oft ein „Administrator“ über Beiträge zu Spezialthemen, von denen er sachlich nichts versteht.)

Schließlich informierte ich die mit der Materie differenzierter vertraute Siebenbürgische Zeitung (SbZ), die gerade dabei war, unter dem Titel: Widerstand gegen Ceausescu mein gerade neu erschienenes Werk Symphonie der Freiheit, Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur“ anzukündigen. Die Ankündigung erfolgte in der Internet-Ausgabe der SbZ und in der Druckfassung. Der Zufall wollte es dann auch, dass diese Werk-Präsentation von dem folgenden Artikel flankiert wurde: „Spitzelaffäre“ in Berlin


Ein offener Brief der aus dem Banat stammenden Schriftstellerin Herta Müller an den Leiter der Zentrale des rumänischen Kulturinstituts (ICR) in Bukarest, Horia Roman Patapievici, sorgt für Aufregung. Zur Sommerakademie der Berliner Dependance des ICR vom 19. bis 25. Juli waren als Referenten auch der Germanist Andrei Corbea-Hoişie und der Historiker Sorin Anto­hi eingeladen, von denen bekannt ist, dass sie mit der Securitate zusammengearbeitet haben. Herta Müller empfindet es als „Skandal, dass Rumänien sich in Deutschland mit diesen beiden Personen präsentiert, die in der Zeit der Diktatur mit dem rumänischen Geheimdienst zusammengearbeitet haben“. Das ICR werde sich „irreparabel beschädigen“, heißt es im offenen Brief, der am 16. Juli in der Frankfurter Rundschau Online und einen Tag später in der gedruckten Ausgabe veröffentlicht wurde. Die moralische Integrität der Wissenschaft werde durch die Anwesenheit Corbea-Hoişies und Antohis verletzt, so Müller, die ankündigte, nie mehr einen Fuß über die Schwelle des ICR in Berlin zu setzen. „Was sollen wir, die ohne Sünde sind, mit ihnen, den Sündern, bloß tun?“, fragt Horia Roman Patapievici in seinem Antwortbrief, der eine Woche später ebenfalls in der Frankfurter Rundschau veröffentlicht wurde. Der Leiter der Bukarester Zentrale des ICR wies Herta Müllers Vorwürfe zurück und schrieb, das ICR könne keine„moralische Instanz“ sein. (…)

"Ethischer Aufruhr"

Der Banater Schriftsteller Carl Gibson stellte sich in einem Kommentar der Siebenbürgischen Zeitung gegenüber ebenfalls gegen seine Kollegin Müller und schreibt von einer„gewissen Verblüffung“ angesichts des „ethischen Aufruhrs“. „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen“, so Gibson, der Herta Müller als„angeblich Verfolgte des Ceauşescu-Regimes“ bezeichnet und ihren offenen Brief angesichts ihrer eigenen Vergangenheitsbewältigung, die noch viele Fragen offen lasse, als „dreist und deplatziert“ empfindet. „Selbstinszenierung, ja Selbstmythisierung“ wirft Gibson Müller vor und zieht das Fazit: „Aufklärung tut Not! Ein moralischer Zeigefinger dort, wo selbst keine moralische Integrität ist, kommt der Täuschung der Öffentlichkeit nahe und ist auch ein ,Skandal‘!(…)“ Doris Roth.“

Die Tatsache, dass Richard Wagner, langjähriges Mitglied der Rumänischen Kommunistischen Partei, er trat der Einheitspartei 1972 bei und war noch im Jahr 1984 dabei, als ich als SLOMR-Sprecher von Genf aus über die UNO das Ceausescu-Regime verklagte, seiner ehemaligen Ehefrau Herta Müller in dieser Debatte a posteriori einen Persil-Schein ausstellt, indem er sie als „politisch integre Schriftstellerin“bezeichnet, ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Wer – wie Richard Wagner - viele Jahre seines Lebens an einer verbrecherischen Partei in einem totalitären System festhält, dessen moralische Autorität ist für mich gleich Null.

Alles, was er als Schriftsteller sagt, ist wertlos, insofern man nicht selbst das Radikale dem Urdemokratischen vorzieht. Und diese moralische Null fühlt sich nun berufen, eine von Anfang an kontrovers diskutierte Schriftstellerin aufwerten zu wollen, indem Wagner dort politische Integrität ausmachen will, wo diese vielleicht gar nicht gegeben ist.

Bevor Herta Müllers Lebenslauf nicht vollständig vorliegt und ihre Rolle im sozialistischen, von der KP regierten Rumänen aufgeklärt ist, solange darf ihr niemand „political correctness“attestieren – oder gar „moralische Integrität“, am wenigsten ihr ehemaliger Gatte Richard Wagner, der heute noch für Herta Müller spricht, da dessen Interessen vielfach mit denen seiner früheren Gattin verflochten und verquickt sind – bis hinein in den finanziellen und materiellen Bereich, den auch einst orthodoxe Marxisten im kapitalistischen Westen inzwischen zu schätzen wissen. Die finanziell nicht unerhebliche Nobelpreisvergabe an Herta Müller hat diesen Aspekt inzwischen noch verschärft.

Mein Eindruck zur Rolle Richard Wagners heute, im Herbst 2010,ein gutes Jahr nach der Literatur-Nobelpreisverleihung an Herta Müller, bestätigt das, was ich bereits vor zwei Jahren annahm: Richard Wagner agiert in Ihrer Sache als eine Art „Mann fürs Grobe“. Er verwaltet ihre angebliche Verfolgungs-Akte„Cristina“ nach eigenem Ermessen und Gutdünken, eine ominöse, janusköpfige Akte mit „zwei Identitäten“, die ich voraussichtlich in wenigen Wochen als„akkreditierter externer Forscher“ bei der rumänischen Gauck-Behörde CNSAS einsehen werde. Wagner gibt stellvertretend Interviews, die ihm von Herta Müller großzügig überlassen werden, weil sie selbst nicht antworten will oder nicht kann, aus vielen Gründen; er strickt Fäden, er übt Druck aus, unter anderem auf unliebsame Kritiker und Forenbetreiber; er formt neue Allianzen, er ist irgendwo ihr Manager, PR-und sonstiger Berater – und er übermittelt sogar die Drohungen der Herta Müller an meine Adresse – in ihrem Auftrag! So geschehen im August 2008, wenige Monate nach dem Erscheinen meiner „Symphonie der Freiheit“.

Um die Allgemeinheit nicht im Unklaren zu lassen, veröffentlichte ich meinen in der FR unterdrückten „Offenen Brief“ und somit meine Antwort an Herta Müller und Richard Wagner als Blog-Beitrag in der Siebenbürgischen Zeitung Online.

Das ist freie Meinungsäußerung in direkter Form. Wer lange in einer Diktatur leben musste, wer weiß, was Unfreiheit ist und was sein Maulkorb bedeutet, der weiß solche Freiheiten zu schätzen.

In dem „Offenen Brief an Herta Müller“ aus der Feder eines Kommunismus-Opfers habe ich Ideen verbreitet und zugleich Fragen aufgeworfen, die ausschließlich der für die kritische Vergangenheitsaufarbeitung und-bewältigung wichtigen Wahrheitsfindung dienen sollen.

Heute bin ich froh darüber, dass diese Gedanken immer noch im Internet stehen und weiter diskutiert werden.

Eine „Offene Gesellschaft“braucht eine „offene Diskussion“ – was sie aber nicht braucht, das sind „Offene Briefe“ als denunziatorische Attacken gegen Wehrlose, die zudem noch aus dem Verborgenen, aus dem Versteck im Busch abgeschickt werden – und eine servil- unkritische, ja parteiliche Presse, die solche selbstzweckorientierte Statements auch noch verbreitet, ohne die Meinung Dritter hören zu wollen.

Audiatur et altera pars?

Nicht bei der Frankfurter Rundschau!

Oder doch?

Als ich zum Jahresanfang 2010 dieses Werk unter dem Titel „Der forcierte Nobelpreis“ ankündigte, verbunden mit dem Hinweis, einen Gastbeitrag zur Materie verfassen zu wollen, schrieb mir der leitende Literatur-Redakteur der FR immerhin, diese Publikation interessiere ihn.

Es gibt viele Arten, seine freie Meinung kund zu tun, seine Gedanken unter Volk zu bringen, in Wort und Kunst. Voltaire musste seinerzeit noch viele hundert Briefe an einflussreiche Persönlichkeiten schreiben, um einer gerechten Sache zum Durchbruch zu verhelfen.

Eine neuzeitliche Kommunikationsform des Schriftstellers heute ist die Internet-Diskussion in Foren und Blogs. Da spricht der „Freigeist“ direkt mit der Welt, mit anderen Charakteren, die offen auftreten oder auch „hinter einer Maske versteckt“, die aber alle sagen, was sie sagen wollen. So vollzieht sich die Meinungsbildung unmittelbar – und Ideen zirkulieren schneller und wirkungsvoller als in der Druckmedien oder gar in den trägen, spät edierten Werken der Wissenschaft.

Als Internetpionier und Mann der ersten Stunde auch im Blog-Sektor setzte ich auf das freie Wort in unmittelbarer Ansprache – bis heute, auch wenn einige etablierte Saturierte aus der akademischen Kaste altmodisch fixiert die Nase rümpfen.

Das Internet kennt keine Zensur –

und selbst wenn gelegentlich Kommentare nicht frei geschaltet oder nachträglich gelöscht werden, bleibt es ein freies Medium für Ideenvielfalt und ist somit zutiefst demokratisch.

Während andere auf Verborgenheit (ohne Kontaktanschriften) und Verborgenes setzen, setzte ich auf die offensive – von Anfang an.

Je mehr Positionen kursieren, je mehr Fakten breiten Massen bekannt werden, desto näher rücken wir der Wahrheit.

Häme und Schmähungen hatte ich zu erdulden – doch das Endziel objektive Wahrheitsfindung rechtfertigt die spontane Methode direkter Auseinandersetzung in dialektischer Form.

Es ist sinnvoll, die Fülle der Ideen, Thesen und Sachinformationen auch als Buch zu veröffentlichen, damit sie in gedruckter in die Forschung Eingang finden und so unabhängig von neuen, elektronischen Medien genutzt werden können.

Meine Beiträge sind in der Regel journalistischer, essayistischer, aphoristischer Art. Zur besseren Orientierung und Auswertungen werden sie nachträglich zum Teil mit knappen Überschriften oder Schlagworten überschrieben. Die meisten Beiträge können noch am Ort der Veröffentlichung nachgelesen werden – auch im Kontext, auf den ich hier allein schon aus urheberrechtlichen Gründen verzichten muss.

Zum Stand der Dinge am 9. August 2008:

Herta Müller war für den Literatur-Nobelpreis nominiert, sie, eine in Deutschland nahezu unbekannte, kontrovers diskutierte Schriftstellerin aus dem rumänischen Banat, eine Autorin mit schmalem, einseitigem Oeuvre, nicht Martin Walser, Siegfried Lenz oder Peter Handke.

In Rumänien wusste man vom Rennen in Stockholm – in Deutschland nahm kaum einer Notiz davon. Wenn ich die Thematik gelegentlich ansprach, winkte man ab, etwa mit der Bemerkung: „Vor Herta Müller kommen noch hundert andere …“

Wollte ich eine Nobelpreisvergabe an Herta Müller verhindern, was mir gelegentlich vorgeworfen wurde?

Ein „Verhindern“ war kaum möglich.

Das stand nicht in meiner Macht –doch diskutieren wollte ich über die „Nominierung im Namen der BRD“, über die„Kriterien der Nominierung“ und über die „moralische wie politische Integrität“von Herta Müller, die seit ihrer Ankunft in der Bundesrepublik im Jahr 1987 als„Verfolgte des Ceausescu-Regimes“ auftrat, gar als „Dissidentin“ und„Widerstandskämpferin“ – als „Unbeugsame“, während ich vom Gegenteil überzeugt war.

Irrte ich?

Was war Wahrheit, was war Mythos?

Die Debatte darüber begann in der „Siebenbürgischen Zeitung“beziehungsweise in den Foren von www.siebenbürger.dein einem offenen, demokratischen Schlagabtausch zwischen mir, dem antikommunistischen Dissidenten und einem Personenkreis hauptsächlich aus Siebenbürgen und dem Banat herstammend,Menschen, die zum Teil noch die real sozialistischen Wirklichkeiten der kommunistischen Diktatur in Rumänien mehr oder weniger bewusst erlebt hatten.

Was seinerzeit, ein gutes Jahr vor der Nobelpreisvergabe an Herta Müller, andiskutiert wurde, ist heute eine wichtige Quelle der wissenschaftlichen Forschung.

Deshalb auch mein Entschluss, dieses Material in Druck erneut zu veröffentlichen. Ich beschränke mich dabei auf die eigenen Kommentare. Das dialektische Gegenstück dazu, die Position der anderen Teilnehmer, kann –hoffentlich noch lange – im Internet nachgelesen werden.

SbZ-Kommentare. Artikel wurde 57 Mal kommentiert.


Unter dem im Beitrag gelüfteten Pseudonym „Don Carlos“ schrieb ich am 09.08.2008, 08:14 Uhr folgendes:


Dichtung oder Wahrheit?


Darf jeder Opportunist, Wendehals und Mitläufer sich als „moralische Instanz“ aufschwingen und „weiße Westen“ einfordern, wo die eigene immer noch mit tiefroten Flecken durchsetzt ist?


Das gilt auch im Fall der Schriftstellerin Herta Müller aus dem rumänischen Banat, die seit ihrer endgültigen Ankunft in der Bundesrepublik, wohin sie eigentlich nie wollte (sic!), die „Dissidenz“ für sich entdeckt hat und die nun die „moralische Integrität“ anderer einfordert.


Richtig ist der generelle Vorwurf an die Adresse rumänischer Kulturbehörden, sie hätten einen Securitate-Zuträger als Gast und Referent nach Berlin geschickt.

Sorin Antohi, ein Hochstapler mit erschlichenem Doktorgrad, vor zwei Jahren noch von Koordinator Prof. Vladimir Tismaneanu in die von Präsident Basescu bestellte „Kommission zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien“ als prominentes Mitglied berufen, entlarvte sich selbst als Zuträger und Informant des Geheimdienstes seit der Gymnasialzeit. Das ist seit 2006 bekannt. Es ist falsch, solch „informative Mitarbeiter“ als Repräsentanten einer angehenden EU-Demokratie nach Berlin zu schicken und sie damit indirekt zu rehabilitieren! Doch wer wirft hier den ersten Stein?

Herta Müller, eine „Verfolgte des Ceausescu-Regimes“ ?

Und ihr früherer Lebenspartner, der Dichter Richard Wagner?

Spielen sich da nicht die falschen Leute zu Anklägern auf?

Moralapostel der späten Stunde?


Als andere Dissidenten mitten im Kalten Krieg in der Zeit der Menschenrechtsbewegungen 1977- 1981 „unter permanenter Lebensgefahr“das Regime von Ceausescu bekämpften, (die UNO-Dokumentation ist im Internet frei abrufbar) waren es gerade diese beiden „moralisch integren“Schriftsteller, die die „Rumänische Kommunistische Partei“ als „führende politische Kraft“ im Land anerkannten!


William Totok veröffentlichte den Beleg in seinen„Zwänge(n) der Erinnerung“, 1988. Die Anerkennung der totalitären Partei erfolgte zwar in der Gruppe, doch an sich! Einstige „Aktionsgruppe Banat“ ohne Aktion!?


Auch das spricht Bände!

Die deutschen Germanisten in der Bundesrepublik wissen nicht viel davon!


Und die Juroren aus den Förderstuben der Literatur, die Preise moralisch angehauchte Preise für angebliche „Dissidenz“ vergeben –und dabei die „echten Dissidenten“ vergessen, auch nicht.

Richard Wagner, Kopf der „Aktionsgruppe“ wollte damals„kein Dissident“ sein; das hat er freimütig eingestanden. Und die Gesellschaft, in der erlebte, wollte er bestenfalls durch „loyale Kritik“ verändern, ohne Lust, überhaupt in die Bundesrepublik auswandern zu wollen. Das bekannte er später öffentlich, nachdem der Drache besiegt am Boden lag, die Helden tot waren – und die Zungen vorgezeigt werden konnten.


Statt in dem „totalitären System“, das Andersdenkende in die Zellen warf, den politischen Gegner auszumachen, sah Herta Müller den zu bekämpfenden Feind in der Rückständigkeit ihrer deutschen Landsleute im Banat, die sie in dem Werk „Niederungen“ (1984) mit Hohn und Schmähungen aller Art überhäufte. C.F. Delius und „Der Spiegel“ halfen dabei, das Banat als Welt von Sodom und Gomorra auszumachen und es als Unort (locus terribilis) in die Literatur einzuführen. Dieses „Nestbeschmutzertum“ machte sie bekannt. Aber es stigmatisierte andere und machte ihnen die Integration in der Bundesrepublik schwer. Daran dachte Herta Müller wohl nie?


Cui bono?


Den deutschen Landsleuten mit dem Rücken zur Wand und bedrohter Identität mitten im Exodus nützte das nicht! Der Exodus nahm seinen Lauf. Die apolitische, ja „opportunistische Haltung“ von damals ist nicht mehr ganz unbekannt und bereits als konkretes „Nutznießertum“ in der Forschung charakterisiert worden.

Jetzt aber die „moralische Integrität an sich“anderswo einzufordern, während die eigene „Vergangenheit“ noch unbewältigt ist, stößt auf und irritiert gerade diejenigen, die tatsächlich in den Zellen saßen.


Ist der moralische Entrüstungssturm im Wasserglas, den Herta Müller mehr gezielt als geschickt neu entfacht, eigentlich mehr als ein plumpes Marketing-Instrument, um in der Diskussion zu bleiben, um die Auflagen jener kleinen Büchlein zu steigern, die aus der Sicht gewisser Kritiker sogar„nobelpreiswürdig“ erscheinen?

Die deutsche Presse folgt dem Köder und geht der Strategie blauäugig auf den Leim.

Sie schützt sogar noch Herta Müllers Haltung, indem kritische Leserbriefe von Zeitzeugen „unterdrückt werden, dafür aber Unterstützer-Fanpost abdruckt! Ist das nicht klare „Zensur“ – in einem Staat, wo angeblich keine Zensur stattfindet?

Gott sei’s gedankt gibt es noch Foren mit freien„Kommentar“ wie diese hier! -Möglichkeiten – wie in der in diesem Punkt sehr fortschrittlichen SbZ – die auch einmal die Meinung des „Andersdenkenden“ an die Öffentlichkeit dringen lassen.

Doch nota bene: Nicht die Position der alten Securitate gilt es hier zu verteidigen, noch die Haltung der Postkommunisten, die ihre Vergangenheitsbewältigung nicht ganz erst nehmen, sondern die Sichtweise dritter Beteiligter, die zufällig Zeitzeugen sind und als unmittelbar Betroffene und Geschädigte „zur Sache selbst etwas zu sagen haben.“(Diese Ebene ist für bundesdeutsche Chefredaktionen eine Stufe zu hoch.)

Nur führt Unwissenheit zu fatalen Missverständnissen.

Seit ihrer Ankunft in der Bundesrepublik und bis in den jüngsten Bericht, wo als „Randglosse zum offenen Brief an den RKI- Direktor Patapievici Behauptungen unverifiziert mit transportiert werden, suggeriert Herta Müller mit systematischer Regelmäßigkeit einer breiten Öffentlichkeit, sie „sei verfolgt worden“ und „werde immer noch verfolgt“.(Wer tatsächlich verfolgt war, den bringen keine zehn Pferde nach Bukarest, noch nach Rumänien!)

Betreibt Herta Müller da nicht etwa eine gezielte Imagepflege als „Dissidentin“, und belässt dabei aber alles und alle in der Ambivalenz und unter dem Schleier der Wahrheit?!

Kritischen Fragen weicht Herta Müller immer noch aus!

Nachfragen bleiben unbeantwortet!

Eine ausführliche Vita, eine Verfolgungsakte oder Dokumentation sucht man vergebens!

Die tatsächlich Verfolgten waren allesamt in Haft! In welchem Gefängnis war Herta Müller?

Auch eine Anschrift ist unbekannt.

Sie lebt im Verborgenen in der „Offenen Gesellschaft“und entzieht sich jeder konkreten Überprüfung.

Auch dies ein Teil des Mythos und der Mystifikation?


Wann, wo und mit welchen Konsequenzen wurde sie verfolgt? Ist diese angebliche jüngste Verfolgung durch die mythisierte Securitate (der böse Wolf! der Fabel) nicht gezielte Inszenierung?

Das fragt sich einer, der viele Jahre Opfer der Securitate war, der Verhöre, Folter und Gefängnishaft kennt!

Die Realität ist keine Fiktion!


Herta Müller stellte von Anfang an die Behauptung auf, sie „sei“ verfolgt worden! Und sie wiederholt das jetzt erneut.

Aber was macht der kritische deutsche Journalist aus dieser Aussage?
Er objektiviert die „subjektive Aussage“, sprich: die Behauptung, indem er sie nicht hinterfragt, sie so „glaubwürdig“ im Raum stehen lässt oder sie gar als Faktum wiederholt.

Herta Müller hat sich inzwischen eine„Glaubwürdigkeit“ erarbeitet, die auf tönernen Füßen steht und die vielleicht schnell ins Wanken kommt, wenn ihre Vergangen durchleuchtet wird.

Stürzt bald auch diese "Ikone" vom Podest?

„Der größte Schuft im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant!“

Herta Müller klagt an!

Und die deutsche Presse folgt – unkritisch!

Und wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein?

Ist sie ohne Schuld? Wie Patapievici naiv annimmt?

Ihr Mythos wirkt selbst in Rumänien, wo man alle "Dissidenten" in einen Topf wirft - siehe Raport final!

Prominente Schriftstellerkollegen aus Rumänien schweigen immer noch dazu, obwohl sie, wie hinter vorgehaltener Hand zugegeben wird, unter der schamlosen Selbstinszenierung, die jede „wirkliche Dissidenz“verhöhnt, litten und leiden.

Wo bleibt da die „innere Wahrhaftigkeit“, ohne die keine Wahrheit möglich ist?


Und wie lange ist diese Täuschung einer breiten Öffentlichkeit noch zu tolerieren?

Die Folterzellen der Securitate, wo andere einsaßen, und das kommunistische Gefängnis kennt Herta Müller nur vom Hörensagen.

Die „Geworfenheit“ einer Blumenvase legt sie als Bedrohung aus, was gemessen an tatsächlicher Verfolgung aufrichtiger Widerständler lächerlich klingt.


Und ihre surrealen Fiktionen in einer bisweilen unästhetisch-makabren, ja pornographischen Sprache des Sermo humilis gehalten, haben selbst wenig mit der tatsächlichen Realität in der Ceausescu-Diktatur zu tun.

Wer mit der„Realität“ nicht klar kommt, flüchtet aus ihr in den „Surrealismus“.

Obwohl sie die „Kommunisten“ anerkannte und nichts tat, um die Diktatur vor Ort zu bekämpfen, wurde sie für ihre „antitotalitäre Grundhaltung“ selbst von der konservativen Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet?

„Freiheit statt Sozialismus?“

Gilt das noch bei der CDU?

Verkehrte Welt auch hier?


Die Konrad Adenauer Stiftung wäre gut beraten, die Preisverleihung an Herta Müller wieder rückgängig zu machen, will die CDU-nahe Stiftung nicht riskieren, dass der konservativen Christenpartei noch mehr aufrechte Patrioten davonlaufen und ins radikale Lager wechseln!


Die Zeit ist reif, den Schleier der Maja zu lüften und ein für allemal zwischen „Wahrheit und Dichtung“ zu differenzieren.

Wer eine Vergangenheitsaufarbeitung und – Bewältigung im postkommunistischen Rumänien einfordert, muss zuerst bei sich selbst beginnen. Herta Müller hat gegen ihre Landsleute „gehetzt“ – und sich nach meinen Erkenntnissen nie öffentlich dafür entschuldigt!

Hetze aber ist keine europafreundliche Geste, die Harmonie verspricht.

Herta Müller, die selbst unter ihrem Milieu in ihrer Kindheit und Jugend anders gelitten hat und eigentlich nie verletzt werden wollte, hat, teils aus innerer Naivität im Frühwerk, teils gezielt andere tief gekränkt und verletzt.

Können der gedrehte Hals und die neue Einsicht im Spätwerk die Jugendsünden ganz vergessen machen – auch ohne Entschuldigung und Distanzierung von „Jugendsünden?

Eine Katharsis ist angesagt, wenn es Versöhnung und Frieden gegen soll – nicht Ignoranz!

Herta Müller hat eine als „verbrecherisch“ eingestufte„totalitäre Partei als führende politische Kraft“ in Rumänien anerkannt und sie hat sich von dem damaligen System fördern lassen!

Hat sie das alles vergessen?

Und ist der Opportunismus der Chamäleons und Wendehälse ein Modell für die Zukunft? Carl Gibson ( Don Carlos), Zeitzeuge, ehemaliger Bürgerrechtler, Historiker und Philosoph,



Kommentar nach dem Kommentar: ( Dezember 2008)

– nachdem meine einseitige Auseinandersetzung mit - der immer noch schweigenden - Herta Müller seit Oktober 2008 von Bukarest bis nach Stockholm kritische Geister erreicht hat und beschäftigt.


Vieles wurde und wird in Foren diskutiert, beginnend mir dem Forum der „Siebenbürgischen Zeitung“, über Wikipedia (deutsche Fassung/ Portrait Herta Müller und Diskussion) bis hin zu den Internet-Blogs der schwedischen Germanistin und Übersetzerin Dr. Bodil Zalesky in Schweden.


Einiges von dem, was ich als Zeitzeuge zur Materie gesagt habe, wurde gehört und wird in meinem Sinne kritisch weiter diskutiert. Nicht nur die Schweden haben ein Anrecht darauf zu wissen, wem sie einen Nobelpreis verleihen. Wenn Herta Müller Literatur-Nobelpreis- Kandidatin der Bundesrepublik Deutschland bleiben will, dann wird sie viele Fragen beantworten und manches Unklare und Ambivalente klären bzw. Verborgens offen legen müssen.


Nachtrag am 4. Januar 2010:


Ungeachtet meiner eineinhalbjährigen, höchst intensiven Aufklärungsarbeit hat Herta Müller den Nobelpreis für Literatur 2009 erhalten.

Die von mir vehement geforderte Debatte zur Frage der„moralischen und politischen Integrität von Herta Müller“ ist nicht geführt wurden.

Doch sie ist nicht einfach ausgeblieben – sie wurde gezielt verhindert.

Das ist ein Skandal.


Grundsatz:

Was schriftstellerisch legitim ist, kann politisch naiv und in der gesellschaftlichen Wirkung verheerend sein. Einige Werke Heines oder Nietzsches sind beispielhaft dafür. Glück und Glas – wie schnell bricht das!? Der schönste Glaspalast wird in Augenblicken in tausend Scherben fallen, wenn er auf tönernen Füßen ruht.

Klären Sie die Fragenden über die Fundamente Ihrer Moral auf, Frau Müller! Lassen Sie uns Gewissheiten schaffen – klare Weichenstellungen und Symbole.



Bemerkung zum „Skandal hinter dem Skandal“:


Himmelschreiend skandalös ist vor allem die Tatsache, dass die Frankfurter Rundschau, eine einst liberal ausgerichtete Zeitung, meinen

„Offenen Brief: Antwort an Herta Müller“

nicht

veröffentlicht hat, weder online, noch in Print.


Auch das ist eine Art Zensur!

Eklatante Beschneidung der freien Meinungsäußerung – und dies in der Bundesrepublik Deutschland Anno Domini Juli 2008.


Nachdem die Siebenbürgische Zeitung mein Kurzstatement zur Thematik in den oben zitierten Bericht eingearbeitet hat, habe ich zur – weiteren Klarstellung und um Missverständnisse zu vermeiden – eine ausgeweitete Fassung meines Offenen Briefes hier – wie oben zitiert – als Leser-Kommentar in die Welt geschickt. So wurde „meine Sicht der Dinge“ doch noch öffentlich bekannt.


Weiter unten erläutere ich meine folgenden SbZ-Kommentare und kommentiere zusätzlich noch die Bemerkungen anderer Leser, Kritiker und Sympathisanten, da ich seinerzeit schon aus zeitlichen Gründen weder angemessen noch vollständig antworten konnte. Daraus wird sich vielleicht eine moralisch-politische Diskussion in der Forschung ergeben, deren Auswirkungen noch nicht absehbar sind.


Die über das Wohl und Weh der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben hier und dort mitentscheidende Grundsatzdiskussion beginnt erst. Stigmatisierung und Ausgrenzung der Aussiedler und neuen Bundesbürger, deutsche Identität und Heimat sind nur Elemente der noch anstehenden Gesamtdiskussion.


Maulkorb für Kritiker?


Nachdem sie lange ausgeharrt und geschwiegen hatten, meldeten sich Herta Müller und Richard Wagner dann doch noch bei mir – am Tag meines ersten ausführlichen Kommentars und legten damit offen, dass sie beide in meinem Testimonium „Symphonie der Freiheit“ geblättert und vor allem diejenigen Kapitel gelesen hatten, in welchen sie persönlich erwähnt werden.


Und die beiden Guten und „Gerechten aus Berlin“ meldeten sich bei mir – wie sollte es anders sein, nicht mit einem Paukenschlag wie in der Haydnschen Symphonie, sondern so, wie es Ihnen die Kommunisten in der Kaderpartei beigebracht hatten:


Mit einer Drohung!

Im Plural!


Feine Moralisten, diese Guten und Gerechten aus Berlin!


Wir, die wir uns immer schon zusammen rotteten, um stärker zu sein, um unsere Individualität der Gruppendisziplin zu unterwerfen und der Kollektiv-Wirtschaft, wir werden … die die Meute auf Sie hetzen … und die Bluthunde! So kam das bei mir an – als unverhohlene Drohung!


Wenn Du dich mit uns bereits etablierten Geistern anlegst, dann werden wir dich fertig machen, so ganz rechtstaatlich …

mit Anwälten, Klagen und vor Gericht!


Ich war beeindruckt, nach 30 Jahren auf diese Weise mit meinen Landsleuten und literarisch Kreativen aus dem Temeschburger Banat konfrontiert zu werden.

Spontan – und ohne meine Anwälte konsultiert zu haben, denn ich habe keine –

schrieb ich noch am gleichen Tag ein paar Worte zurück:


„Sehr geehrter Herr Wagner,


Eine formale Frage vorweg:

Erfolgt die Androhung rechtlicher Konsequenzen bzw. das Verpassen eines Maulkorbs auch im Namen von Frau Herta Müller?


Sprechen Sie generell für die Dame?


Die Nachricht hat mich zu Tode erschreckt!

Was, wann und zu welchem Thema darf ich noch etwas sagen?


Muss ich vorher ein Bittgesuch einreichen und meine Thesen mit Ihnen abstimmen?


Ich hätte es nicht für möglich gehalten,

dass ein „Dichter“ mit dem„Gericht“ droht und mit „Anwälten“ – und einen Maulkorb von Kollegen einfordert!


Hätten Sie Heine, Lenau, Nietzsche auch einen Maulkorb verpasst?

Und Brecht?


Hätte ich nach „Niederungen“ auch klagen sollen und nach der Besprechung von Delius?


Ist das der neueste Umgang zwischen freien Geistern?


Wenn Sie klagen wollen, dann bitte!

Das beeindruckt mich sehr!


Am Ende wird etwas mehr Wahrheit da sein als im Augenblick.


Ich hätte gerne alles Faktische vorher ausdiskutiert – es sollte nicht sein.


Frau Herta Müller hat meine Anfrage nicht beantwortet.


Auch bedauere ich es sehr, dass wir "so" in Kontakt treten.


Es gab Möglichkeiten, uns zusammen zu bringen. Etwa beim Dialog über Berwanger im IKGS.


Noch eine Richtigstellung:

ich habe überhaupt nichts gegen die Mitglieder der einstigen Aktionsgruppe Banat,


auch nichts gegen den AMG-Kreis (bis auf eine ambivalente Haltung zu dem toten Berwanger.


Und ich habe auch nichts gegen Sie persönlich oder gegen die Texte, die Sie veröffentlicht haben.


Nur werden Sie mir gestatten, dass ich ihre damalige Haltung – insofern sie mir aus der Fachliteratur bekannt ist –auch geistesgeschichtlich werte.


Als „Philosoph“ erlaube ich mir auch, in eine zeitspezifische Diskussion über die „moralische Integrität“ einzelner Persönlichkeiten der Zeitgeschichte einzugreifen – und auf einen Offenen Brief zu antworten wie in der SbZ.


Das ist ein Grundrecht, das mir die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland garantiert.


Wenn Sie glauben, dass meine „freie Meinungsäußerung“ mit ihren Persönlichkeitsrechten kollidiert, dann können Sie mich gerne verklagen.


Sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich Ihre „Androhung rechtlicher Konsequenzen“ auch öffentlich bekannt mache!


Auch in Namen von Frau Herta Müller?


Ich habe 30 Jahre geschwiegen und ein Buch über Lenau veröffentlicht, ohne Lust, jemanden zu beleidigen oder Streit zu suchen.


Auch jetzt will ich keinen Streit, keine Konfrontation und keine Eskalation!


Tragen wir die Materie doch in einer kritischen Diskussion aus – öffentlich.


Mir geht es nur um die „historische Wahrheit“, die Voraussetzung für eine Vergangenheitsbewältigung ist.


Ich will keinem etwas Unwahrhaftiges unterstellen, keinen verleumden oder beleidigen.


Das war noch nie meine Art. Von Naturell her bin ich sehr konziliant; doch wenn es sein muss, dann bin ich auch ein Kämpfer.


Auch das dürfte aus der „Symphonie der Freiheit“ ersichtlich sein.


Ich hoffe, sie haben mehr gelesen als nur jene Polemik, zu der mich Frau Herta Müller „stilistisch“ ermutigt hat.


Beste Grüße Carl Gibson


Nachdem Richard Wagner zur Kenntnis genommen hatte, dass mich die „Androhung rechtlicher Konsequenzen“ebenso wenig beeindruckt wie das Aufhetzen der Meute gegen mich, und nachdem er vermutlich auch erkannt hatte, dass es mir nicht um irgendeine primitiv-boshafte Auseinandersetzung geht, sondern vielmehr um eine prinzipielle und ethische, nahm er die „Symphonie der Freiheit“ wieder in die Hand, um dort nach irgendwelchen Ungereimtheiten und bloßstellenden Belastungselementen zu suchen.


Da ich nur der Wahrheit verpflichtet und wissenschaftlich gründlich gearbeitet hatte, konnte er in meinem Werk nichts finden, was er auf Anhieb gegen mich ins Feld führen konnte, um meine Glaubwürdigkeit zu erschüttern.


Im Gegensatz zu Richard Wagner, war ich nie in der RKP, wollte nie ein loyaler Staatskritiker sein, sondern ein bewusster Opponent – und im Gegensatz zu ihm saß ich oft in der Zelle, einmal gar ein halbes Jahr!


Nachdem er gerade mir „Unterstellungen“ vorgeworfen hatte, schritt jetzt er zu massiven „Unterstellungen“ aller Art, indem Wagner, der andere anklagende Gerechte aus Berlin, nun mir vorwarf, ein „Denunziant“ zu sein.


In der Folge- Email, gespickt mit diversen Unterstellungen wiederholte Wagner die Androhung rechtlicher Schritte gegen meine Person, mit dem expliziten Hinweis, Herta Müller und Richard Wagner werden gerichtlich gegen mich vorgehen.Gegen ein Hinausposaunen dieser Androhung hatte Wagner nichts einzuwenden.



Wie kurzsichtig manche Leute doch sind. Herta Müller und Richard Wagner „denunzieren“ andere, ganz egal ob schuldig oder unschuldig, und zwar unter dem Deckmäntelchen der Moral, wobei sie sich selbst als die„Gerechten“ empfinden, vergessen aber, die gleiche Messlatte an sich selbst zu legen.


Darf einer, der mehr als ein Jahrzehnt einer totalitären Partei huldigte, sich überhaupt auf Moral berufen?

Genießt er überhaupt noch eine moralische Kreditwürdigkeit oder das, was er schreibt?

Wohl kaum!


Und Herta Müller, die – nach eigener Aussagen - von „Hass“angetrieben „Niederungen“ verfasste, die von Anfang an Zwietracht unter ihren Landsleute provozierte, statt auf Versöhnung zu setzen, darf sich ebenso wenig auf Moral berufen.

Moralisch und politisch integer sind die beiden „Guten und Gerechten“ aus Berlin“ – dieser köstliche Ausdruck stammt leider nicht von mir - auf keinen Fall!


Und die Pseudoglaubwürdigkeit, die sie sich durch konsequentes Wenden des Halses und Färben des Fells erarbeitet haben, zählt nur bei den Desinformierten des Westens und bei den Gutgläubigen im eigenen Fan-Klub.


Als der entrüstete Aufschrei der beiden „Guten und Gerechten“ aus Berlin erfolgte, erreichten mich die Zuschriften gut informierter Insider, Schriftsteller und Journalisten, die Wagner und Müller zum Teil aus der Vergangenheit kennen, ihr Oeuvre verfolgen und ihr öffentlichen Agieren bzw. Agitieren seit den Anfängen verfolgen, nicht ohne unter den überzogenen und unwahrhaftigen Selbstinszenierungen zu leiden.


Die indirekt Betroffenen reagierten verbittert – und sie erkannten die egomanischen Absichten der Gerechten sowie ihr Heuchelei, sprich ihr Messen mit zweierlei Maß; außerdem sahen sie den an den Tag gelegten Opportunismus, gerade jetzt zwei Namen zu nennen und andere längst bekannte Kollaborateure des Alten Regimes in der Ceausescu-Diktatur zu verschweigen, sprich zu tolerieren.

Steht es den beiden „Guten und Gerechten“ aus Berlin zu, selbst zu entscheiden, wer wann und wo zur Steinigung frei gegeben wird –

und wessen Verfehlungen duldsam mitgetragen werden?


Wo rührte soviel Hybris her?

War ein Werk da, das diese Maßlosigkeit gerechtfertigt hätte?


Oder große Taten in der Vergangenheit?

Weit gefehlt!

Das schmale Werk der Herta Müller ist ästhetisch-literarisch umstritten und wird kontrovers diskutiert.

Mit Dissidenz und Widerstand gegen die Kommunisten Ceausescus hatten Herta Müller und ihr Gatte Richard–nichts zu tun.

Woher diese Verstiegenheit?

Nur Show?

Bluff?

Effekthascherei, um als moralische Instanz zu gelten, wo man doch nur ein opportunistischer Wendehals war?


Die „Beiden“ werden doch nicht so dumm sein und Sie verklagen, schrieb mir ein Schriftsteller fast wörtlich und ergänzte folgerichtig, dann würde doch noch mehr Wahrheit an das Licht kommen.


Wie wahr, wie wahr!

Im Kampf eines in der bundesdeutschen Öffentlichkeit nahezu Unbekannten, namentlich Carl Gibson, Philosoph und Autor, ferner Dissident und Widerstandskämpfer gegen die Ceausescu-Diktatur, empfanden sich die beiden links-antifaschistisch gestarteten Schriftsteller als stark und souverän. Nur vergaßen sie dabei, dass der mit dem alten Recht des Stärkeren ausgestattete Goliath nie gegen David triumphieren kann, wenn auf Davids Seite die Wahrheit steht, die Gerechtigkeit und die Freiheit, darüber hinaus auch noch die intellektuelle Kraft, diese Tugenden und Werte durchzusetzen.


Hatten die beiden „Guten und Gerechten aus Berlin“ endlich ihren Meister gefunden, endlich einmal eine rare Gestalt, die kein Dreck am Stecken hatte, die keine Leichen aus der Vergangenheit verbergen musste, einen Kämpfer, der es gleich mit beiden aufnahm, eben weil es aus prinzipiellen Erwägungen sein musste – weil endlich einmal Schluss sein musste mit dem ewigen Versteckspiel, mit mythischen Inszenierungen, mit Pseudowahrheiten, mit Verlogenheit und Heuchelei?


Was blieb da noch anders übrig, als Carl Gibson zu diffamieren und seine Glaubwürdigkeit a priori zu untergraben?

War die „Symphonie der Freiheit“ doch noch zu verhindern oder wenigstens klein zu halten?

War die freie Meinungsäußerung und dieses schon in der Symphonie der Freiheit formulierte Zolasche „J’accuse“des Carl Gibson im Internet noch zu stoppen?


Vielleicht mit einer Intensivierung der Drohungen?


„Wer aus dem Kommunismus kommt, eine Diktatur reell erlebt hat und dann, in der Demokratie angekommen, anderen freien Geistern droht und Ihnen das Wort verbietet, der hat nichts begriffen“, tröstete mich mein alter Streitgefährte Erwin, als er von den Androhungen Müllers und Wagners hörte. Mancher kritische Zeitgenosse bestätigte mir in jenen Tagen, dass ich richtig lag und dass die Debatte im Hinblick auf eine endgültige Wahrheitsfindung und Vergangenheitsaufarbeitung weiter gehen müsse.

Was bei Nobelpreisträger Günter Grass möglich war, sollte bei Kandidatin Herta Müller nicht scheitern.


Also schrieb ich Richard Wagner, dem Sprecher oder Privatsekretär von Herta Müller, folgende Worte:


Sehr geehrter Herr Wagner,


weite Teile der Materie AGB und des AMGK, die ich erst für Band 2 der Symphonie vorgesehen habe, sind noch in Manuskriptform und unveröffentlicht.


Wenn Sie mehr in der "Symphonie der Freiheit" gelesen haben, dann werden Sie feststellen, dass ich stets nach strengen wissenschaftlichen Grundlagen gearbeitet habe und alles eruiert habe, was zu eruieren war.


Das Thema AG wurde nur im Rahmen des Dissidenz-Kapitels mit behandelt (nicht an sich! - und in Absetzung zur Dissidenz!)


Ich habe nicht in Frühwerken nach belastendem Material oder Leichen gesucht.


Und ich habe die Materie nur sehr widerborstig bearbeitet, weil mir keine Art von Denunziation liegt.

Auch die von Ihnen zitierte Passage formulierte ich zähneknirschend. Doch sie musste sein, weil die Logik sie erforderte - und weil die Zeitstimmen sie aussprachen, damals!


Denunziation liegt mir fern!


Ich hätte zwischen 1982-1987 aufschreien können, als Herta Müller die Gesinnung der Banater öffentlich im Deutschen Fernsehen als "faschistoid" bezeichnete - als Delius 1984 das schreib, was er schrieb.

Ich habe unter "Niederungen" gelitten - und die Essays von damals (noch stilistisch unausgegoren) sind Kandidaten für Bd. 2. Aber ich überlege noch ...


Ich habe weder Herta Müller noch andere Schriftsteller öffentlich angegriffen, denunziert oder belastet!


Bis auf die Sachen, die Sie in der "Symphonie der Freiheit" gelesen haben, habe ich nie und in keiner Form etwas Negatives über Herta Müllers Werk oder Person veröffentlicht.


Ganz im Gegenteil!


Ich habe Frau Müllers "Herztier" sogar positiv zitiert, in dem HJS-Vorabdruck aus der "Symphonie" Auftakt mit einer Bestie - Zuckerbrot und Peitsche (Securitate-Verhör mit Pele und Köppe) - um das Phänomen der Angst zu beschreiben.


Bis zum heutigen Tag habe ich auch noch keine Zeile anonym veröffentlicht oder zur Veröffentlichung in Umlauf gebracht.


Seit etwa 30 Jahren, seit ich im Westen bin, habe ich nie mit einer Landsmannschaft oder sonstigen konservativen Verbänden oder Presseorganen zusammengearbeitet - bis auf die Vorablesung im Februar 2008, wozu ich von meinen Landsleuten aus Sackelhausen fast gedrängt wurde.

Ich habe mich nie gegen einen schreibenden Kollegen geäußert!


- Und selbst als gegen Herta Müller anonym gereimt wurde, habe ich das nie begrüßt, weil ich nur die Auseinandersetzung mit offenem Visier akzeptiere.


In allen Dingen.


Bevor ich die "Symphonie der Freiheit" ausarbeitete, zunächst chronologisch, und deshalb meine Berührung mit der AG (über Ortinau), Berwanger und dem AMGK als Teil der Identitätssuche mit thematisierte, habe ich alle erreichbaren Personen kontaktiert. (Totok, Samson, Sterbling, Wichner, Söllner - und eben auch Herta Müller, eben um Missverständnisse und Fehlinterpretationen auszuschließen.


Ihre Nummer konnte ich aus den vielen Richard Wagners in Berlin nicht herauskriegen - und alle antelefonieren, erschien mir unzumutbar.


Also kontaktierte ich Frau Herta Müller über den Rowohlt-Verlag und bat um Aufklärung in der "Partei-Anerkennungssache".


Frau Müller hat mir nicht geantwortet!


Weshalb?


Ich fragte z. B. bei IKGS nach den Adressen der involvierten Personen, bekam aber nichts.


Aus Rücksicht habe ich Bd. 2 noch zurückgehalten.


Sachlichkeit und historische Wahrheit stehen im Vordergrund.


Es müsste doch gelingen, Dissidenz, Realpolitik, literarische Wertung, Fragen der Moral etc. zu trennen, wenn wir den Dialog intensivieren und Missverständnisse ausräumen?


Die Symphonie ist getragen von einer Botschaft der Versöhnung,

nicht von Hetze.


Unser gemeinsamer Feind war die Securitate in einer repressiven Diktatur.

Darüber sollten wir alle aufklären – und zwar auf dem Boden der Integrität.


Ihren Vergleich meiner Argumentationen mit der Securitate-Tradition will ich gern vergessen!


beste Grüße für heute Carl Gibson


P.S. Frau Müller kann mit dazu beitragen, wenn sie eine offizielle Geste der Versöhnung unternimmt.


Ich kenne die Schlammschlachten nicht. Habe sie nie verfolgt. weiß auch nicht, was andere aus anderen Ecken sagen.“


Immer noch versuchte ich, die Wogen zu glätten und zu einer vernünftigen Diskussion zurück zu kehren.


Es wäre in meinem Sinne gewesen, den „Fall Herta Müller“ und die damit zusammenhängenden offenen Fragen, die eine sachliche und korrekte Interpretation ihres auch politisch relevanten Werkes unmöglich machen, ja verfälschen, differenziert zu diskutieren – und zwar öffentlich und so, dass alles angesprochen wird, nicht nur Gefälligkeitsfragen wie bei vor Ehrfurcht erstarrenden Literaturwissenschaftlern oder servilen Journalisten bisher üblich. Nach meiner Auffassung sollte es drei Diskussionsebenen geben:


1. Eine ethische oder moralische.

2. Eine politische

3. Eine literaturwissenschaftliche, linguistisch-ästhetische


Wobei ich als ehemaliger Bürgerrechtler und antikommunistischer Dissident eine Trennung von„literarischem Schaffen“ und konkreter politischer Oppositionstätigkeit vornehmen will.

Das Vermischen dieser Diskussionsebene führt zu der diffusen und für nichtwissenschaftliche Leser schwer nachvollziehbaren Interpretation und Fehlwahrnehmung, wie wir sie jetzt oft vorfinden.


Viele Menschen, Leser, Interpreten, Kritiker können die unterschiedlichen Aspekte einfach nicht auseinander halten, nicht zuletzt deshalb, weil sie mit kontinuierlichen Fehlinformationen versorgt werden.

Weshalb toleriert eine kritische, moralisch wertende Gesellschaft überhaupt eine unvollständige Vita, die vor 1987 recht dunkel und lückenhaft ist, mit gelegentlichen Statements aus dem Versteck heraus, nach Lust und Laune und persönlicher Gestimmtheit – und unter Zurückweisung der Anliegen der Wissenschaft?


Weshalb stellt Herta Müller sich nicht den kritischen Fragen der Zeitzeugen? Und weshalb vergaß die deutsche Bundesregierung, gewichtige Zeitzeugen ins Kanzleramt einzuladen, statt ehemaligen Befürwortern des Weltkommunismus zuzuhören?


Richard Wagner, der 1972 zunächst in die RKP eintrat, um bald darauf die so genannte Aktionsgruppe Banat zu gründen, ein Schriftsteller, zu dem ich nie eine bewusste Gegnerschaft aufgebaute hätte, wenn er nicht als Herta Müller-Sprachrohr aufgetreten wäre, eben deshalb, weil er vom Wesen und von seinen Texten her nicht allzu radikal auftrat, noch sonst wie provozierend, eher moderat bis unkritisch und nicht immer konsequent, nahm noch einmal meine „Symphonie der Freiheit“in die Hand las weiter. Er recherchierte im Internet und stellte mir weitere Fragen in der Hoffnung, einer späten Selbstinszenierung auf die Spur zu kommen.

Dabei fiel es ihm, dem sonst kritikfreudigen Kopf nicht einmal auf, dass er die Diffamierungen meiner Person durch die Ceausescu-Regierung, die unmittelbar nach der UNO-Klage in die Welt gesetzt wurden, brav und unkritisch nachplapperte.

Oder glaubt Richard Wagner auch heute noch den kommunistischen Verbrechern von einst, die tausende Menschenopfer auf dem Gewissen haben, mehr, als mir, dem schwäbischen Landsmann und Bürgerrechtler aus der Zelle bzw. dem Schriftstellerkollegen aus Temeschburg im Banat?

Auf einen wichtigen Sachverhalt hatte ich hingewiesen:


„Aus Rücksicht habe ich Bd. 2 noch zurückgehalten.


Sachlichkeit und historische Wahrheit stehen im Vordergrund.“


Das blieb gültig bis September 2010, wo die Edition von „Gegen den Strom“ anstand, ein Projekt, aus dem sich der Verleger der Symphonie trotz vertraglicher Bindung in letzter Sekunde zurückziehen will.

Wurde wieder Druck ausgeübt?

Die Sache scheint zu heiß – und manch einer bekommt schnell kalte Füße, wenn es brenzlig wird im Verlagsgeschäft.

Persönlichkeitsrechte werden plötzlich als Argumente vorgebracht, ohne dass beachtet wird, wer wen herabwürdigt.


Im August 2008 schrieb mir Wagner ein weiteres Mal viele Fragen stellend, auch zu SLOMR, in der Hoffnung, einen wunden Punkt, eine Achillesferse zu finden.



Ich habe Richard Wagner sehr ausführlich geantwortet – und dann auch noch einige Fragen gestellt.

Auf die Antwort darauf warte ich heute noch.

Vermutlich riet ihm jemand aus seinem Umfeld, Frau Müller vielleicht oder einer aus der Schar der Anwälte, die ich mir nicht leisten kann, den elektronischen Dialog mit mir einzustellen.


Ein Verlust für die Literaturgeschichte –vielleicht!


Später, im Februar 2009, kam dann Richard Wagners Antwort doch noch – als Polemik in dem Artikel


Trittbrettfahrer“, in der

„Banater Zeitung“aus Temeschburg in Rumänien.


Aktionsgruppe-Kollege Werner Kremm, Redakteur dort, hatte ihn möglich gemacht.

Doch die Art und Weise, briefliche Anfragen nicht zu beantworten, sondern gezielt zu ignorieren, entsprach der Methode der„Moralistin“ Herta Müller, die nur redet, wenn sie Lust hat – und die schweigt, wenn ihre allzu offene Rede ihrem Image und ihren ökonomischen Interessen schaden könnte.

Diese Erfahrung machte ich erstmals im Oktober 2006, ein gutes Jahr nachdem ich die Arbeiten an der „Symphonie der Freiheit“ aufgenommen hatte.


Eine ganz normale Anfrage an Herta Müller


Herta Müller, die Schriftstellerin und Literatur-Nobelpreiskandidatin, die mir mit Anwälten und einer Verleumdungsklage droht, weil ich unbequeme Fragen stelle und ihre Kreise störe, verweigert jede Auskunft auf meine Anfrage, während Richard Wagner von mir erwartet, dass ich seine mir gestellten, zum Teil naiven Fragen beantworte.

Das habe ich getan, weil ich nichts aus meiner Biografie zu verbergen habe, weder vor 1979, noch danach.

Jahre bevor der langjährige Genosse nachfragte, habe ich alles ausführlich in der „Symphonie der Freiheit“ geschildert. Beide, Herta Müller und Richard Wagner hätten nur aufmerksam lesen müssen – über ein paar Seiten hinaus.


Herta Müller gehört zu jenen Personen des Öffentlichen Lebens,

die anderen gerne den Spiegel vorhalten,

die schrill aufschreien, wenn sie andere quasi auf frischer Tat ertappen –

in flagranti wie jüngst beim ICR in Berlin!

Haltet den Dieb?

Wie aber verhält es sich mit ihrem eigenen lückenhaften Curriculum und mit den dunklen Flecken dort?

Ist ihre gut kaschiere Vita wirklich ohne Makel?

Und weshalb bleibt so manches dem kritischen Auge der Öffentlichkeit verborgen?

Als strenger Wissenschaftler, der den Sachen auf den Grund geht, bevor er Verschwörungstheoriendarüber entwirft oder weitere Gerüchte in Umlauf bringt, wollte ich es selbst herausfinden, als ich im Oktober Anno Domini 2006 bei meinen Recherchen zur „Symphonie der Freiheit“ auf manche Ungereimtheit und viele offenen Fragen stieß.

Also suchte ich den Kontakt zum Rowohlt-Verlag, der einige Bücher Herta Müllers gedruckt hatte und ließ ihr eine „Anfrage“ übermitteln, die bis zum heutigen Tag unbeantwortet bleiben sollte.


Weshalb antwortet Herta Müller nicht?


Weshalb versteckt sich Herta Müller überhaupt?


Weshalb hat sie keine Postanschrift? Kein Telefon? Kein Fax? Keine öffentliche Emailadresse?

Dies, im Zeitalter der Elektronik mehrere hundert Jahre nach der Aufklärung? Wer will ihr etwas anhaben?

Wer verfolgt sie?


Was soll dieses Getue, diese Mystifikation um ihre Person –und dieses Versteckspiel?


Wer „Offene Briefe“ schreibt und andere darin heftig angreift, der sollte das nicht aus dem Verborgenen heraus tun – wie Heckenschützen aus dem Busch! Um nichts Unredliches in die Welt zu setzen und um alle Missverständnisse a priori zu vermeiden, schrieb ich Herta Müller am 10. 10. 2006 folgendes:


„Sehr geehrte Frau Müller,


Ihr Verlag war so freundlich, den Kontakt zu Ihnen herzustellen.


Ich habe einige Ihrer Bücher gelesen und rezipiere sie in einer Publikation, die ich in absehbarer Zeit veröffentlichen werde. Ich schreibe an einem Werk, das von der Konzeption her ein wissenschaftlich fundiertes Werk ist, sich aber der literarischen Form bedient, also zwischen Belletristik und Sachbuch angesiedelt ist.

Nachdem ich schon seit Monaten keinen Kontakt zu Ihnen bekommen konnte, ich habe W. Totok angesprochen, mit dem ich in Diskussion bin und Dr. Sienerth, der eines Ihrer Gespräche veröffentlicht hat, melde ich mich direkt bei Ihnen.

Ich habe viele Fragen.

Ein Gespräch wäre mir sehr willkommen, auch ein Telefonat, in dem einiges erörtert werden könnte.

Wer bin ich – ein ehemaliger Dissident aus Temeschburg / Sackelhausen, ein Nachbar von Ortinau. Ich habe 1979 die Freie Gewerkschaft SLOMR in Temeschburg gegründet, organisiert, war 6 Monate in Haft, bin 3 Jahre von Pele verhört worden.


Nach meiner Ausreise 1979 habe ich als Sprecher der SLOMR das Regime in Bukarest über die CMT und BIT der UNO verklagt. (Dokumentation im Internet).


Über dieses Thema schreibe ich ein Buch. Die Geschichte der Bewegung mit autobiographischen Rückblendungen in die Welt der Kindheit nach Sackelhausen, über die Jugend in Temeschburg, über den AMG-Kreis, über Literatur, über Literaturrezeption, über Dissidenz, über deutsche Identität, über Heimat etc.


Von mir liegt die Monographie vor: Lenau. Leben – Werk – Wirkung, Heidelberg 1989.


Mehr über mich finden Sie im Internet unter gibsonpr.de


Die Auseinandersetzung mit der Materie implizierte notwendigerweise die Berücksichtigung Ihres Werkes, speziell der Niederungen bzw. Herztier in welchen ähnlich erlebte Phänomene anders dargestellt werden.


Ich habe einige Ihrer Thesen mit in die Diskussion aufgenommen. Dabei interessieren mich neben literaturästhetischen Fragestellungen vor allem die Aspekte der Dissidenz, vor allem jene vor Ihrer Ausreise.


Was war Ihnen und Richard Wagner bzw. anderen aus der Gruppe an konkreter regimekritischer Opposition und Dissidenz möglich?


Welche Aktionen fanden konkret statt?


Ich zitiere ein Dokument, ich welchem Sie noch 1985, als Rumänien am Boden lag, die Führungsrolle der RKP anerkennen.


Sind Sie gefoltert worden?


Was ist Mythos?

Was ist Wahrheit?


Wo beginnt die Fiktion?

Manche Werke sind nur mit dem entsprechenden Hintergrund zu verstehen.


Sie sind angefeindet worden.


Auch mir haben einige Sachen aus Niederungen Bauchschmerzen bereitet und einige schlechte Nächte. – vielleicht reden wir darüber?

Ich will nicht ungerecht rezipieren und Gehässigkeiten verbreiten.

Deshalb ist Aufklärung notwendig.


Ich gehe davon aus, dass Sie einiges in Ihrem späteren Werk zurechtgerückt haben.


Trotzdem, es bleiben viele Fragen –vielleicht kommunizieren wir darüber, bevor mein Buch erscheint.


Sollten Sie sich nicht melden, werde ich Ihre Haltung akzeptieren.


Ich habe das rezipiert, was mir erreichbar und möglich war.


Mit der Landsmannschaft habe ich nichts zu tun.


Es würde mich freuen, wenn Sie aus der Anonymität heraustreten würden und mit mir als einem Ihrer Leser reden würden –

mit besten Wünschen


Carl Gibson


P.S. Ich kannte zufällig eine H. Müller aus Nitzkydorf. Eine Hilde.“


Frau Herta Müller, die noch zu einem Zeitpunkt (1985) mit den Kommunisten paktierte, als ich die gleichen Kommunisten des Diktators Ceausescu unter Lebensgefahr vom Westen aus bekämpfte, fand es nicht angebracht, mir zu antworten.

Aus welchen Gründen auch immer.


Konziliant und an einem konstruktiven Dialog interessiert hatte ich ihr meine ausgestreckte Hand gereicht – Sie wies sie zurück und verschmähte sie nach dem bis dahin praktizierten Prinzip, den Fragenden nur das mitzuteilen, was beliebt. Bei einer Diva mag das angehen, aber nicht bei einer Person des Öffentlichen Lebens, die „moralische Anliegen“ verfolgt und eine „moralische Integrität“ für sich beansprucht.


Der Rowohlt-Verlag bestätigte mir umgehend die Zuleitung meines Emails, das ich spontan in den Rechner geklopft hatte. Auf eine Antwort warte ich noch heute.

Herta Müller redet nicht direkt mit mir, nur mittelbar über Richard Wagner, der mir – wie oben deutlich wurde –ihre Droh-Botschaften mit bestellt, als Ihr Manager oder Pressesprecher vielleicht, auf seine Art satirisch-polemisch, wie er meint und mit Titulierungen wie „Trittbrettfahrer“, „Internet-Stalker“ und angeblicher„Philosoph“. Darauf habe ich vielfach geantwortet – als Geist und Autor, nicht über Anwälte und Gericht.


An Herta Müller hatte im Telegrammstil geschrieben und kurz deutlich gemacht, wer ich bin: ein ehemaliger Bürgerrechtler und als Literat. Vor allem aber als ein Charakter, der als kritischer Staatsbürger Klarheit sucht und jedes Missverständnis a priori vermeiden will.

Trotzdem blieb jede Reaktion aus.

Was befürchtete Herta Müller?

Die Wahrheit vielleicht, nach ihrem gern zitierten Motto:

Lügen haben kurze Beine, die Wahrheit hat keine!?

Warten wir es ab – wie im Märchen!

Die gute Sonne bringt es an den Tag und klärt auf, wer den Drachen tatsächlich erschlagen hat und wer dann im fernen Land die Zunge des Ungeheuers vorgezeigte!


Wer schmückte sich mit fremden Federn?


Und wer war der eigentliche „Trittbrettfahrer“ der Dissidenz?


Der Antikommunist aus der Gefängniszelle? Oder der staatsloyale RKP-Genosse aus Perjamosch?


Er und die damalige Gattin Herta Müller trugen das totalitäre System lange Jahre unkritisch mit, um erst vom sicheren Hafen Berlin aus aufzumucken, nachdem die Haut gerettet war – post festum?

Sie stärkten die Reihen der Kommunisten – selbst geistig-moralisch, indem sie nicht widersprachen und sich fördern ließen – die Front jener Willkürherrscher und Staatsverbrecher, die uns Oppositionelle verhaften, verurteilen, ins Gefängnis werfen oder sogar umbringen ließen.

Alles vergessen?

Alles Schnee von gestern?


Spaltung oder Versöhnung?


Als ich Herta Müller zum ersten Mal im deutschen Fernsehen anlässlich einer Preis-Entgegennahme (wohl für „Niederungen“) sah, gewahrte ich eine weibliche Person mit den Allüren einer Primadonna assoluta – und als ich sie dann auch reden, schimpfen und andere beleidigen hörte, fühlte ich mich in die Welt der Bierkutscher und Droschkenfahrer versetzt, die etwas von dem Jargon der Gosse wiedergeben, mit dem sie täglich konfrontiert werden.


Die Kommunistische Partei und die Securitate, die ihr Büchlein gnädig zur Veröffentlichung freigaben, hatten Sie genauso gnädig in die Bundesrepublik reisen lassen, damit sie dort lauthals gerade die im Exodus geschröpften Landsleute als „faschistoide“ Gesellen stigmatisiert und selbst in der Bundesrepublik ausgrenzt.


Diese Un-Saat wirkt noch heute – und schafft auch heute noch böses Blut und Unfrieden.


Als im Jahr 1987 Herta Müller und Richard Wagner in der Bundesrepublik landeten, in einem Land, dem sie lange Jahre mehr als skeptisch reserviert gegenüber standen und bald darauf auch noch als „Dissidenten“ gegen das Ceausescu-Regime apostrophiert, inszeniert und bald auch etabliert wurden, fragte ich mich:


Was haben die beiden“ Roten Socken“mit antikommunistischer Dissidenz zu tun?


Das frage ich mich auch noch heute!


Die Beweise für eine angebliche regimekritische, gar „antikommunistische Haltung“ blieb das kommunistenfreundliche Ehepaars bis heute schuldig.


Heute, im Herbst 2010, weiß ich aus zuverlässiger Quelle, dass Herta Müller sich im Jahr 1979 aus dem zusammen mit ihrem ersten Ehemann Herbert Karl eingereichten Ausreiseantrag in die BRD aus eigenem Entschluss zurückzog.


Damals reiste ich in die Bundesrepublik ein, unmittelbar aus dem Gefängnis heraus. Sie kam lange danach mit ihrem zweiten Ehemann Richard Wagner im Jahr 1987, nachdem Ceausescus „Titanic“ den Eisberg gerammt hatte. Auch das ist längst vergessen und weg retuschiert.

Anlagen:






Bald nachdem der Nobelpreis für Literatur an Herta Müller vergeben worden war (2009) schrieb ich folgendes:


ARD-Seite:

Kommentare

Freie Meinungsäußerung oder Maulkorb für Kritiker

Fr, 11.12.2009 - 15:15 — Carl Gibson
Befinden wir uns auf dem Weg in eine Meinungsdiktatur?

Bekanntlich geht die Gängelung der freien Meinung der Errichtung einer eigentlichen Diktatur voraus.
Die Literatur-Nobelpreis-Kandidatur Herta Müllers wurde protegiert und massiv gestützt, während kritische Fragen zur Vita der Autorin vor 1987 abgewürgt und gestoppt wurden.

War Herta Müller eine Nutznießerin des Ceausescu- Regimes?
War sie vor ihrer Ausreise 1987 systemloyal?
Weshalb durfte sie 1984 in die BRD reisen?
Und ihr damaliger Gatte, der Dichter Richard Wagner, damals Mitglied der Rumänischen Kommunistischen Partei, ebenso?
Beide kehrten freiwillig in Ceausescus Diktatur zurück.
Weshalb?
Fragen wie diese konnten im Vorfeld nicht beantwortet werden, weil die Debatte darüber abgewürgt wurde - z. B. in der Wochenzeitung DIE ZEIT vom 23. Juli 2009 –
in dem H. Müller Artikel "Die Securitate ist noch im Dienst".

Kritische Journalisten haben es versäumt, Fragen zu stellen, etwa die Frage,
weshalb Herta Müller von "Hass" motiviert gegen ihre deutschen Landsleute aus dem Banat 1982 anschrieb,
gegen die "deutsche Gemeinde" dort im Debutwerk "Niederungen",
weshalb sie sich von Kommunisten ehren ließ
und weshalb sie sich als "doppelt" Verfolgte ausgab,
obwohl sie nie im Widerstand war.
Müller wird hier als Dissidentin wahrgenommen, auch in der ARD, obwohl sie nie eine antikommunistische Dissidentin war.
Ihre Ceausescu- Kritik begann vom sicheren Hafen Berlin aus nach 1987 und erfolgte im literarischen Werk in welchem Fiktion und Realität vermischt werden. Das führt zur Verfälschung historischer Fakten wie der Realität und trägt nicht zur Vergangenheitsbewältigung bei, ganz im Gegenteil,
das schafft nur Verwirrung und böses Blut zwischen den Völkern und Individuen.
Es ist höchste Zeit, dass die ARD eine Podiumsdiskussion einberuft, wo auch die echten Widerständler gegen Ceausescu zu Wort kommen bzw.
wo die Realitäten der Diktatur realistisch dargestellt und analysiert werden.
Bisher ist eine Diskussion zur Frage einer moralischen und politischen Integrität nicht geführt worden.
Da der Nobelpreis aber von ethischen Zielsetzungen ausgeht, muss man sich fragen,
ob dem
Moralischen nicht Priorität vor dem Ästhetisch- Literarischen einzuräumen ist.
Carl Gibson, ehemaliger Bürgerrechtler und politischer Häftling,
Autor von: Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu- Diktatur,
2008.Im Internet unter: http://www.gibsonpr.de/
Der Link dazu:



Der Link ist nicht mehr aktiv. Die offenen Fragen sind geblieben.

Nach der Nobelpreis- Ehrung in Stockholm ging die Enttarnung und Abrechnung mit sogenannten IMs der Securitate weiter.
Die Denunziation nahm ihren Lauf – die Fälle „Voicu“ ( angeblich Franz Schleich“, „Gruia“ (angeblich Peter Gross), „Filip“ (angeblich Horst Fassel), „Stein“ (angeblich Oskar Pastior), „Moga“ (angeblich Claus Stephani) etc. wirbelten in der Presse und im Fernsehen viel Staub auf, während noch nie über aktive politische Dissidenz und Opposition gegen das Ceausescu- Regime im Eernsehen berichtet wurde.

Herta Müller und ihr ehemaliger Gatte Richard Wagner erhielten ihre „Bühne“ zur persönlichen Vendetta, während die aktiven Bürgerrechtler noch nie Gehör fanden.

Ganz im Gegenteil.
Ehemalige Mitglieder der Rumänischen Kommunistischen Partei des Diktators Ceausescu bekommen hier in der BRD die Möglichkeiten der Selbstdarstellung bei Veranstaltungen und im Fernsehen, während die echten Oppositionellen und Kommunismus-Kritiker weiterhin zum Schweigen verdammt sind.

Zweierlei Maß?

Und noch schlimmer –
wer gegen die ehemaligen Kommunisten angeht, aufklärt, der wird sogar noch der „Securitate“ oder der Mafia zugeordnet,
teils in plumper Polemik,
die immer noch im Internet abrufbar ist,
u. a. unter:



Lügen und rücksichtsloses Vorgehen ist inzwischen in der sozial-darwinistisch unmoralischen und raubtierkapitalistischen Gesellschaft ein Erfolgsrezept.
Die „bestia triumphans“ des Cesare Borgia als Typus des machiavellistischen Machtmenschen lässt grüßen.

Lassen wir es nicht zu, dass aus den vielen kleinen Lügen wieder große Lügen werden, jenseits von Ethos und Moral.


Foto: Carl Gibson

Zentrale der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP)
des Diktators Nicolae Ceausescu in Temeschburg (Timisoara)

Noch 1984 appellierten Herta Müller, Richard Wagner (als Mitglied) und weitere Literaten an die Partei und forderten Privilegien ein, u. a. Westreisen, während Herta Müller gerade in der BRD bzw. in Paris weilte.


Foto: Carl Gibson

Sitz und Folterkammer der "Securitate" am Leontin-Salajan-Boulevard in Temeschburg.
Wir Oppositionellen und Regimekritiker saßen mehrach unten in den Arrestzellen, bevor wir ins Gefängnis Popa Sapca nebenan eingeliefert wurden. (Nach der SLOMR-Gründung)

Die ehemaligen Mitglieder der Rumänischen Kommunistischen Partei wollen heute gerne vergessen, dass es ihre Partei war, die der "Securitate" die verbrecherischen Befehle gab - wie die SED der Staatssicherheit in der DDR - und dass es ohne "Mitglieder" der Kommunisten-Partei keine verbrecherischen Befehle gegeben hätte.

Diese Botschaft ist in gewissen Köpfen noch nicht angekommen.
Totzdem spielen sich die Paktierer mit den Roten heute als die Guten und Gerechten bzw. als die Hüter der Moral auf.




© Carl Gibson. Alle Rechte vorbehalten.

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