Freitag, 4. Dezember 2015

Die Phänomene „Einsamkeit“, „Alleinsein“, „Vereinsamung“ und „Melancholie“ („Schwermut“, „Depression“) – im Wandel der Zeiten: Anthropologische Konstanten und Grundbefindlichkeiten des Daseins oder zeitbedingte Entwicklungsphänomene? Zur Begriffsbestimmung. Auszug aus: Carl Gibson, Koryphäen der Einsamkeit und Melancholie in Philosophie und Dichtung aus Antike, Renaissance und Moderne, von Ovid und Seneca zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche



Die Phänomene „Einsamkeit“, „Alleinsein“, „Vereinsamung“ und „Melancholie“ („Schwermut“, „Depression“) – im Wandel der Zeiten:

 

Anthropologische Konstanten und Grundbefindlichkeiten des Daseins oder zeitbedingte Entwicklungsphänomene?

Zur Begriffsbestimmung.


 

Die anthropologischen Phänomene bleiben konstant, nur die Begriffe verändern sich im Verlauf der Jahrtausende, ebenso die Wahrnehmung, Wertung und Gewichtung der Phänomene. Das ist das Fazit einer längeren geistesgeschichtlichen Auseinandersetzung mit „Einsamkeit“ und „Melancholie“ im Abendland. Wer genaueres wissen will, muss sich in den Geist der Zeiten versetzen, in die Tiefe gehen – und ins Detail.
Jeder Mensch ist im Verlauf seines Lebens irgendwann einmal ganz auf sich gestellt, ohne Familie, ohne Partner, ohne fremde Hilfe – oft – und tragischerweise in Schlüsselsituationen der Existenz, im Kampf, in der Krankheit, in der Stunde des Todes. Der Einzelne durchlebt diese Erfahrung des Auf-sich-selbst-gestellt-Seins dabei unterschiedlich intensiv, beginnend mit dem an sich wertneutralen „Alleinsein“, das sich zur bewusst gelebten Einsamkeit steigern kann und somit kreative Einsamkeit wird - Oder der Mensch erfährt Alleinsein und Einsamkeit „nur“ als Negativphänomene, als destruktive Einsamkeit, als „Vereinsamung“, aus der schließlich intensive Traurigkeit, „Schwermut“, „Melancholie“, schwere Depressionen resultieren.
Wie es schon in einem populären Schlager der 70ger Jahre in einem Satz auf den Punkt gebracht wurde: „Einsamkeit hat viele Namen“[1]: In der Tat: Die Begriffe wandeln sich mit der Zeit - von der Antike bis in die oft geistig nivellierten Tage der Gegenwart, wo ein gewichtiges Existenzphänomen, nicht nur im „Schlager“, zur Floskel verkommt, während die anthropologischen Seinszustände relativ konstant bleiben. Ebenso vielfältig wie die sich ändernden Bezeichnungen sind die Facetten der Allein-Existenz.
Wer die historische Auseinandersetzung“ mit Einsamkeit und Melancholie[2] aufnimmt, wird – wie in dieser Studie vielfach dokumentiert und kommentiert- im Schrifttum, in Tagebüchern, Notizen, vor allem aber in der Korrespondenz zahlreicher Philosophen, Dichter, Komponisten, Maler[3] und anderer Persönlichkeiten der Zeitgeschichte immer wieder auf schlichte, doch vielsagende Aussagen treffen wie: „Ich bin allein“, „ich lebe einsam“, „ich bin melancholisch gestimmt“.
Eine strenge Unterscheidung, wann der Begriff Einsamkeit in philosophisch-literarischen Werken – in eindeutiger Absetzung vom profanen Alleinsein oder vom Phänomen „Melancholie“[4] (Schwermut, Depression) – eingesetzt wird, ist auf Anhieb kaum möglich. Von Fall zu Fall ist darauf zu achten, wer welchen Begriff wann gebraucht – und vor allem in welchem Kontext.
In der langen Reihe illustrer Namen tiefsinniger Geister aus der Musik und Komposition wie Franz Schubert, Robert Schumann[5], Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Jean Sibelius[6] oder Béla Bartók, alle mit einem besonderen Hang zur Melancholie ausgestattet, finden sich auch heitere Existenzen wie Mozart, in dessen Welt, wie es nachträglich scheint, Phasen von Traurigkeit und Resignation nur wenig Raum hatten, trotzdem aber präsent waren und eindeutige Spuren im Werk hinterließen.
Die Familie der Melancholiker[7], auf die hier bereits näher eingegangen wurde, reicht bis hin zu völlig anders gearteten Koryphäen der Melancholie, zu Originalen und eigenen Größen aus den Sphären der Politik. Ein hervorstechender Name ist Friedrich der Große zurückgezogen im Refugium Sanssoussi bei Potsdam lebend, ein weiterer König Ludwig II. von Bayern, der große Einsame und Melancholiker par excellence, selbst isoliert in seiner „Eremitage“ Linderhof oder abgeschieden in der Scheinwelt von Schloss Neuschwanstein und nicht zuletzt Reichsgründer Otto von Bismarck, dessen letzte Lebensphase recht einsam[8] war.
Wer nun vom alltäglichen Sprachgebrauch ausgeht, wird annehmen oder unterstellen, das Subjekt sei durch irgendwelche Gründe von anderen Menschen getrennt, fühle sich alleingelassen, verlassen, unwohl und unglücklich. Dahinter steht die Vorstellung, der Mensch sei als gesellschaftliches Wesen nur in der Gesellschaft seiner Mitmenschen gut aufgehoben und alles, was ihn aus der gesellschaftlichen und sozialen Einbettung entreiße, sei eine krankhafte Abweichung von der Norm.
Der Psychologe, vor allem aber der Psychotherapeut, erlebt den Einsamen weitestgehend als vorerst Gescheiterten, als Vereinsamten, als einen Patienten, der unter Einsamkeit leidet, als ein Individuum in oft unfreiwilliger Isolation. Ebenso der Soziologe[9].
Aus soziologischer Sicht ist ein Mensch, der sich der Gesellschaft bewusst entzieht, der keine Freude an seinem Umfeld hat und mit diesem nicht mehr zurechtkommt, ein Außenseiter, ein Einzelgänger, ein Stigmatisierter. Solche Einschätzungen und Definitionen haben zur Folge, dass die gesamte psychosoziale Zugangsweise, bedingt durch den a priori einseitig pathologisch orientierten Vorbegriff, das anthropologische Grundphänomen Einsamkeit ins Negative wendet und diesen verbreiteten existenziellen Seinszustand komplett als Negativum auffasst
Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich im Psychologischen und Psychoanalytischen auch noch der Melancholie-Begriff, oft als ein Synonym für die Umschreibung von Einsamkeit gebraucht, auswirkt, ein Begriff, der von Anfang an eindeutig ins Pathologische[10] tendiert. Die äußerst vielschichtigen und komplexen anthropologischen Phänomene Einsamkeit und Melancholie werden heute in der recht praktisch-pragmatisch ausgerichteten psychologischen und soziologischen Literatur zu einer Auseinandersetzung mit dem Komplex „Vereinsamung“[11] reduziert. Das ist - aus bestimmten Notwendigkeiten der heutigen Zeit heraus betrachtet - zwar bis zu einem gewissen Grad legitim, vor allem nach den Erfahrungen der absoluten Einsamkeit im 19. Jahrhundert; aber diese a priori pejorative Wertung und Einordnung verbaut den Blick für das eigentliche Phänomen in seiner historischen Dimension und Entwicklung, für das bewusste Alleinsein, für das selbstgewählte Leben in Abgeschiedenheit, eben für die reine Einsamkeit, die keine Vereinsamung ist, sondern eine besondere Befindlichkeit, eine Existenz-Haltung des Schöpferischen, die von zahlreichen Philosophen von Rang, Theologen, Mystikern und unzähligen großen Dichtern[12] quer durch die Kulturnationen in den letzten zweitausend Jahren in „positiver Wertung“ geschildert wurde.
Gerade solitäre Geistesgrößen der Jahrhunderte setzen der profanen Vereinsamung des Menschen die positive, Werte schaffende Einsamkeit-Auffassung entgegen. Als religiöse Einsamkeit erfahren, führt sie hinein in die Sphären einer Unio mystica, während sie sich als kreative und konstruktive Einsamkeit zur schöpferischen Einsamkeit aufschwingt - in der Philosophie ebenso wie in der Kunst, in Musik und Literatur, wo sie in allen Kultursprachen zum weltliterarischen Motiv[13] von höchstem Rang aufsteigt.
In den meisten Sprachen der großen Kulturnationen, kann man den Komplex „Alleinsein – Einsamkeit – Melancholie“ sehr genau ausdifferenzieren und die für eine bestimmte Epoche oder für ein bestimmtes Individuum charakteristischen Finessen heraus arbeiten. Während die Umgangssprache des Alltags – und leider auch die pseudowissenschaftliche Terminologie psychologisch angehauchter Ratgeber[14] - sich noch mit der oberflächlichen Umschreibung „Alleinsein“ zufrieden geben, schafft es große Literatur[15], die zahlreichen Facetten, Nuancen und Ebenen dieser Seinsform durchreflektiert auszuloten und einzufangen.
Wer sich die feinen Unterschiede von Anfang an bewusst macht, wird später sehr genau feststellen können, welche Begriffe Dichter und Denker einsetzen, um die Phänomene Alleinsein – Einsamkeit – Melancholie strikt voneinander abzugrenzen. Mit „Ich bin allein“, ist, wie nicht erst Nietzsche feststellen wird, lediglich ausgesagt, dass kein anderer Mensch da ist. Nietzsche, Rousseau und andere Apologeten der Einsamkeit haben während dieses Zustands nie gelitten, ganz im Gegenteil, sie waren glücklich und zufrieden, eben, weil niemand ihre Kreise störte.
Die Aussage „Ich lebe allein“ hingegen impliziert bereits einen Existenz-Entwurf, nämlich die selbst getroffene Entscheidung, gerade oder für immer allein zu leben, ohne Partner, ohne Ehe, in loser Einbindung in die Gesellschaft. Weitaus gewichtiger ist die Aussage: „Ich bin einsam“, ein Satz, in welchem der – faktisch schon eingetretene - Prozess der „Vereinsamung“ bereits mitschwingt. Deshalb ist für die meisten Menschen „Einsamkeit“ etwas a priori Negatives, ein ungeliebter Zustand, der Unlust schafft, der, wenn er andauert, mit Leiden verbunden ist.

Einsamkeit ist etwas, was der normale Mensch in der Regel fürchtet und flieht – kurz: Sie ist das Gegenteil von Lebensfreude und Glück!

Gerade in der Literatur, in Poesie und Philosophie, wird das vielschichtige Bekenntnis zur Einsamkeit eine eindeutige Ausweitung erfahren. Somit erfolgt eine klare, bewusst vollzogene Wendung ins Positive. Viele Dichter und Denker werden zwar immer wieder feststellen, gerade sehr „einsam“ zu leben; Aber manch einer aus der erlauchten Reihe, beginnend mit Petrarca, über Montaigne, Rousseau bis hin zum vehementesten Ideologen des Lebens in Einsamkeit vor Nietzsche, Schopenhauer, wird schließlich gezielt hinzufügen: Ich lebe einsam, weil ich es so will. Mir fehlt nichts in meiner Einsamkeit, denn ich bin so frei und glücklich! Für sie ist Einsamkeit, wie dargelegt, nicht nur ein Zustand, den man so nebenbei mit thematisiert – Sie alle erheben „das einsame Leben“, die „vita solitaria“ oder die „solitude“ zum literarischen Sujet, zum Thema schlechthin.

 




[1] Christian Anders, „Einsamkeit hat viele Namen“ – Welche? Darauf antwortet der Schlager jedoch nicht.
[2] Da beide Begriffe nur Erscheinungsformen eines Makro-Phänomens mit vielen Nuancen und Facetten darstellen, sollten Einsamkeit und Melancholie deshalb nicht gesondert untersucht  werden, sondern im differenzierenden Vergleich.
 
[3] Zahlreiche Zeugnisse extremer Vereinsamung finden sich in den Briefen des verkannten Genies und reinen Melancholikers Vincent van Gogh, beginnend mit der Zeit in Belgien bis hin zu den Verzweiflungstagen in und um Arles in der Provence, wo dem Künstler, neben und nach der Auseinandersetzung mit Paul Gauguin jede adäquate Ansprache versagt blieb. Hoffentlich wird dieses dankbare Sujet von der Forschung bald aufgegriffen.
Überhaupt ist der Komplex „Melancholie-Einsamkeit“ in der Malerei ein großes Thema, ausgehend von Albrecht Dürers berühmtem Meisterstich „Melencolia I“, der viele Dichter inspirierte und dessen Melancholie- Symbolik Deutungen ganzer Generationen von Kunsthistorikern ausgelöst hat, über Goya bis hin zu Caspar David Friedrich (Der Mönch am Meer), Vincent van Gogh („Porträt des Dr. Gachet“ – in Melancholie-Pose und in zwei Varianten) und Edvard Munch, der den sinnenden Melancholiker gleich drei Gemälde-Varianten darstellt.
[4] Auch hundert Jahre nach Freud steht noch nicht fest, wo die extreme Traurigkeit aufhört und die eigentliche „Melancholie“ (als Krankheit) einsetzt. In der deutschen Literatur und Geistesgeschichte dominiert der Begriff „Schwermut“ als eindeutiges Synonym für „Melancholie“, während in der Forschung der – nicht ganz greifbare, oft diffuse Ausdruck „Weltschmerz“ Anwendung findet. Der neuzeitliche Terminus „Depression“ der Psychologen, Mediziner und Soziologen ist - mit allen seinen Ausdifferenzierungen und Unterteilungen - auch nicht wesentlich konkreter als der ausgeweitete Melancholie-Begriff der Philosophen und Künstler, dem nach wie vor, speziell in den Bereichen der Kunst (Musik, Literatur, Malerei, Film) noch eine besondere Dignität zukommt. Die Begriffe „Melancholie“  und „Depression“ sind vor allem nicht austauschbar. Schließlich kann man nur von „melancholischer Musik“ oder einer „melancholischen Landschaft“ sprechen, nicht aber von einer „depressiven“. Der Allerweltbegriff „Depression“ sollte auf den medizinisch-psychologischen Bereich beschränkt bleiben.
 
[5] Zum melancholischen Konsens und der poetisch-musikalischen Wahlverwandtschaft zwischen Robert Schumann und dem von ihm vertonten Nikolaus Lenau vergleiche das Kapitel: „Die Lenau-Rezeption bedeutender Komponisten“, in: Gibson, Carl: Lenau. Leben, Werk, Wirkung. Beiträge zur neueren deutsche Literaturgeschichte, 3. Folge, Bd. 100, Heidelberg 1989.
 
[6] Wie kaum ein anderer Komponist Skandinaviens, ja Europas, hat der Finne Jean Sibelius die Melancholie des Nordens in Musik umgesetzt.
 
[7] Vgl. dazu auch den Exkurs zu Conrad Ferdinand Meyer weiter oben. Was liest man nicht alles zum Begriff und zur Geschichte der Melancholie im Abendland? Siehe auch die unter Betroffenen weit verbreite Publikation: Volker Faust: Depressionsfibel. Unter Mitarbeit von Helga Baumgartner, Günter Hole und Manfred Wolfersdorf. Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Kielholz und Dr. C. Adams. Mit freundlichen Empfehlungen überreicht von Geigy Pharma. Stuttgart, New York 1987. In dem dünnen Bändchen, das der Pharmazeutischen Industrie das Wort redet und nicht zufällig von dieser gefördert und verbreitet wird, heißt auf Seite 55 fast beiläufig: „Die Depression ist einmal treffend als das menschlichste unter den menschlichen Leiden bezeichnet worden. Niemand ist gegen sie gefeit, sie trifft den Reichen wie den Armen. Das Genie ebenso wie den einfachen Mann auf der Straße, den Greis wie das junge Mädchen, den frivolen Lebemann wie den frommen Eremiten. Wir wissen, daß Michelangelo, Goya, Van Gogh oder Kirchner Zeiten schwerer Depression durchmachten. Von Goethe über Annette von Droste-Hülshoff bis Thomas Mann haben Dichter und Schriftsteller unter ihr gelitten. Sie überfiel Cäsar und Bismarck, Blücher und Churchill; sie senkte sich über Beethoven, Schumann und Chopin. Die Reihe ließe sich endlos fortsetzen mit Staatsoberhäuptern und Dichtern, Kirchenfürsten und Philosophen, Malern, Schauspielern, Industriekapitänen und Komponisten.“ Während der Autor nicht vergisst, die neueste Errungenschaft im Kampf gegen die grassierende Heimsuchung „Depression“ hervorgehoben anzupreisen, neben der erkenntnisreichen Psychotherapie und Soziotherapie gelte das „vor allem aber für die modernen Medikamente“, ersetzt Autor Faust – wie auch sonst im psychotherapeutisch-medizinischen Bereich üblich - den altehrwürdigen Begriff „Melancholie“ mit dem neuzeitlichen Ausdruck „Depression“, der genau betrachtet, genauso unscharf ist wie die historische Bezeichnung des gleichen Phänomens: „Schon in der Antike gab es eindrucksvolle Beschreibungen der „Melancholia“, und zwar in jener Form, in der sich Schwermut und krankhafte Hochstimmung abwechselnd beim gleichen Patienten einstellen. Die endogene Depression gilt heute noch als der klassische Typ der Depressionen.“ Allein schon ein Blick in dieses „Werk“, dessen Wissenschaftlichkeit an Robert Burtons „Anatomy of Melancholy“ erinnert, namentlich auf die bei Faust angeführten seelischen und körperlichen Symptome der Depressionen lässt erkennen, dass Forschung und Therapie sich in 2 500 Jahren noch nicht weit von den Phänomen-Beschreibungen des Hippokrates und des Aristoteles entfernt haben.
 
[8] Menschenferne, ja Misanthropie und Zynismus prägten die letzten Tage des Preußenkönigs wie des Eisernen Kanzlers, denen die vergötterten Hunde näher standen als mancher Zeitgenosse aus dem Umfeld. Es bedarf sicher keiner besonderen Erwähnung, dass Otto von Bismarck, ein ausgewiesener „Hypochonder“, der alle Krankheiten der Welt bei sich ausmachte, andere Phasen der Vereinsamung oder Melancholie-Heimsuchungen durchlebte wie der einsame Poet Hölderlin im Turm in Tübingen. Auch wird eine zarte Katholikin wie Droste-Hülshoff, deren Existenz von späteren Biographen im Wesenselement „Einsamkeit“ auf den Punkt gebracht wird, im Alten Schloss von Meersburg am Bodensee andere Einsamkeiten durchleiden als der homoerotisch ausgerichtete Thomas Mann, der, unverstandenen wie viele seiner Protagonisten im Roman, selbst in der eigenen Familie vereinsamen sollte. (Zur einsamen Vita von Droste-Hülshoff vgl.: Lavater-Sloman, Mary: Einsamkeit, Das Leben der Annette von Droste-Hülshoff, Zürich 1976.
[9] Vgl. dazu: Bitter, Wilhelm (Hrsg.): Einsamkeit in medizinisch-psychologischer, theologischer und soziologischer Sicht. Ein Tagungsbericht, Stuttgart 1967. Bzw.: Schwab, Reinhold: Einsamkeit, Grundlagen für die klinisch-psychologische Diagnostik und Intervention, Bern 1997.
[10] Wenn Literaten und Literaturwissenschaftler medizinisch-psychologische Themen bearbeiten oder Mediziner, Psychologen, Psychoanalytiker literarische Interpretationen wagen, kommt es, nicht erst seit Sigmund Freud und Carl Gustav Jung, zu Kompetenzwirrwarr und interdisziplinärem Chaos, vor allem deshalb, weil es nicht gelingt, a priori die Begriffe zu klären und jeder mit der speziellen Begrifflichkeit seiner Zunft die Domäne des anderen angeht. Ausnahmen sind wohltuend, doch selten.
 
[11] „Einsamkeit“ ist eben kein Synonym für „Vereinsamung“, wie in der unreflektierten Umgangssprache gehandhabt, ebenso wie „Trauer“ und „tiefe Trauer“ noch längst keine „Melancholie“ darstellen. Die betriebene Vereinheitlichung unterschlägt den graduellen Unterschied.
 
[12] Verwiesen sei an dieser Stelle auf die – gerade beim Einstieg in die Materie – nützliche und weiterführende Sammlung: Ludwig Völker: „Komm, heilige Melancholie“. Eine Anthologie deutscher Melancholie-Gedichte. Mit Ausblicken auf die europäische Melancholie Tradition in Literatur und Kunstgeschichte. Mit 36 Abbildungen. Herausgegeben von Ludwig Völker, Stuttgart 1983.
Kritisch muss jedoch angemerkt werden, dass allein schon die Überschrift, die auf ein positives, stark idealisiertes Phänomen verweist, aus historischer Sicht betrachtet, irreführend ist, denn, beginnend mit der Antike, steht das „Melancholie-Phänomen“ primär für eine „Krankheit“ ganz egal ob manisch oder depressiv gewichtet, von Theophrast bzw. (Aristoteles) bis hin zu Dante, Petrarca, ja bis in die Hoch-Renaissance, und somit für ein eindeutiges Negativ-Phänomen, das es zu bewältigen, zu überwinden gilt. Bevor die „Melancholie“ im 16. Jahrhundert von Robert Burton und seinem Umfeld bis in die Barockzeit hinein zur „Muse“ stilisiert, erhoben und verklärt wird, ist sie Jahrhunderte hindurch als „Acedia“, „Tristitia“- über die reine Krankheit hinaus – aus christlich-katholischer Sicht auch noch „Sünde“.
Ludwig Völker, dem Herausgeber der Gedichte-Sammlung, gleichzeitig Verfasser des Werkes: Muse Melancholie – Therapeutikum Poesie. Studien zum Melancholie-Problem in der deutschen Lyrik von Hölty bis Benn. München 1978, hätte dieser Aspekt bei der Überschrift-Festlegung auffallen müssen, wenn er denn seinerzeit nicht die historische Entwicklung des Melancholie-Begriffs ignoriert hätte. In der mehr als zweitausend Jahre alten Geschichte der Melancholie ist die Krankheit die Regel, während die ästhetisierenden Auffassungen der Melancholie als „sweet melancholy“ und „süße Melancholey“ – zeitlich-modisch bedingte -Ausnahmen bleiben.
Die Anthologie ist das Resultat einer Fleißarbeit von mehr als einem Dutzend Mitarbeitern (wohl Studenten des Professors in Münster?), die, nach welchen Kriterien auch immer, das zusammentrugen, was sie – in der Zeit vor den Möglichkeiten der Internet-Recherche – so alles zur Thematik auffinden konnten. In die Anthologie aufgenommen wurden nicht etwa Dichtungen ausgewiesener, authentischer Melancholiker wie Nikolaus Lenau, der die deutschsprachige Literatur um einen einzigartigen, nicht imitierbaren „melancholischen Ton“ bereichert hat oder Werke bedeutender Repräsentanten der Weltliteratur - wie die hier zuhauf vorgestellten, Werke, in welchen das Melancholie-Phänomen eingefangen und erläutert wird, sondern die Sammlung lebt hauptsächlich von Einzel-Gedichten, in deren Überschrift oder Text der Begriff „Melancholie“ oder verwandte Ausdrücke (Trauer, Wehmut etc.) plakativ eingesetzt vorkommen. Wie aus den beliebig zusammengestellten „Sätze(n) zur Melancholie“ am Ende der Sammlung (S. 511ff.) zu erkennen ist, kann eine tiefer gehende Beschäftigung der Mitarbeiter mit dem Melancholie-Einsamkeit-Komplex kaum stattgefunden haben. Die zum Teil fragwürdigen „Sätze“ stammen partiell aus zweiter Hand, wurden nicht selten der Sekundärliteratur entnommen und, insofern fremdsprachlicher Herkunft, nicht immer treffend übersetzt. Der reine Melancholiker Lenau, dessen - von der Einsamkeit- und Melancholie-Motivik geradezu durchsetztes - Werk eine permanente Auseinandersetzung mit dem existenziellen Negativ-Phänomen darstellt, ist in dieser Anthologie nur zweimal vertreten, dazu noch mit dem nicht repräsentativen Früh-Gedicht „Himmelstrauer“, das trotz aller einschlägigen Metaphorik ( untern fett markiert) kein erstrangiges Melancholie-Gedicht ist, während markante Zeugnisse absoluter Vereinsamung wie das Doppel-Sonett „Einsamkeit“ ignoriert werden. „Am Himmelsantlitz wandelt ein Gedanke, / Die düstre Wolke dort, so bang, so schwer; / Wie auf dem Lager sich der Seelenkranke, / Wirft sich der Strauch im Winde hin und her. // Von Himmel tönt ein schwermuthmattes Grollen, / Die dunkle Wimper blinzet manches Mal: / So blinzen Augen, wenn sie weinen wollen, / Und aus der Wimper zuckt ein schwacher Strahl. // Schon schleichen aus dem Moore kühle Schauer Und leise Nebel über’s Heideland, Der Himmel ließ, nachsinnend seiner Trauer, / Die Sonne langsam fallen aus der Hand.“ (NL, HKA, I, S. 33.)
 
[13] Repräsentativ sind die zentralen Werke der beiden Nobelpreisträger für Literatur aus Lateinamerika, der Roman des Kolumbianers Garcia Marquez „Hundert Jahre Einsamkeit“ sowie der große Essay des Mexikaners Octavio Paz Labyrinth der Einsamkeit“.
 
[14] Vor allem in inflationär verbreiteten „Ratgebern“, die eigentlich geschrieben werden, um Betroffenen zu helfen, werden die Sachbegriffe undifferenziert durcheinander gewirbelt und nach Lust und Laune eingesetzt – und das auch von Autoren mit wissenschaftlicher Ausbildung, dazu noch auf schmalem Raum, garniert mit nicht immer repräsentativen Fallbeispielen aus der Praxis, ohne zwischen theologischen, philosophischen oder literarischen Aussagen zu unterscheiden, quasi im Sprung von einzelnen Fragmenten einer Hildegard von Bingen über Schwarzgalligkeit oder Thomas von Aquins Acedia zum vorwissenschaftlich kompilierenden Robert Burton, dessen abstruse Therapie-Beschreibungen auch noch unkommentiert mit eingebaut werden. Vgl. dazu etwa: Michael Dieterich, Depressionen, Hilfe aus biblischer und psychotherapeutischer Sicht, Giessen 1986, S. 18.
 
[15] Unfreiwilliges Alleinsein ist für viele Zeitgenossen also identisch mit „Einsamkeit“, ohne dass dabei bedacht wird, dass gerade die deutsche Sprache noch weitere Möglichkeiten der Konkretisierung und Ausdifferenzierung der eigenen Situation bereithält. Deutsch lässt die klarstellende Steigerung zu: „Ich bin vereinsamt“, also eine Feststellung, die auf eine unbefriedigende Existenz-Lage, auf Mangel und Leid verweist.




Inhalt des Buches: 

Carl Gibson

Koryphäen
der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca


zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche

Carl Gibson

Koryphäen
der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca
zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche





Das 521 Seiten umfassende Buch ist am 20 Juli 2015 erschienen. 

Carl Gibson

Koryphäen
der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca
zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche


Motivik europäischer Geistesgeschichte und anthropologische Phänomenbeschreibung – Existenzmodell „Einsamkeit“ als „conditio sine qua non“ geistig-künstlerischen Schaffens


Mit Beiträgen zu:

Epikur, Cicero, Augustinus, Petrarca, Meister Eckhart, Heinrich Seuse, Ficino, Pico della Mirandola, Lorenzo de’ Medici, Michelangelo, Leonardo da Vinci, Savonarola, Robert Burton, Montaigne, Jean-Jacques Rousseau, Chamfort, J. G. Zimmermann, Kant, Jaspers und Heidegger,


dargestellt in Aufsätzen, Interpretationen und wissenschaftlichen Essays

1. Auflage, Juli 2015
Copyright © Carl Gibson 2015
Bad Mergentheim

Alle Rechte vorbehalten.


ISBN: 978-3-00-049939-5


Aus der Reihe:

Schriften zur Literatur, Philosophie, Geistesgeschichte
und Kritisches zum Zeitgeschehen. Bd. 2, 2015

Herausgegeben vom
Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa, Bad Mergentheim


Bestellungen direkt beim Autor Carl Gibson,

Email: carlgibsongermany@gmail.com

-         oder regulär über den Buchhandel.

„Fliehe, mein Freund, in deine Einsamkeit!“ – Das verkündet Friedrich Nietzsche in seinem „Zarathustra“ als einer der Einsamsten überhaupt aus der langen Reihe illustrer Melancholiker seit der Antike. Einsamkeit – Segen oder Fluch?

Nach Aristoteles, Thomas von Aquin und Savonarola ist das „zoon politikon“ Mensch nicht für ein Leben in Einsamkeit bestimmt – nur Gott oder der Teufel könnten in Einsamkeit existieren. Andere Koryphäen und Apologeten des Lebens in Abgeschiedenheit und Zurückgezogenheit werden in der Einsamkeit die Schaffensbedingung des schöpferischen Menschen schlechthin erkennen, Dichter, Maler, Komponisten, selbst Staatsmänner und Monarchen wie Friedrich der Große oder Erz-Melancholiker Ludwig II. von Bayern – Sie alle werden das einsame Leben als Form der Selbstbestimmung und Freiheit in den Himmel heben, nicht anders als seinerzeit die Renaissance-Genies Michelangelo und Leonardo da Vinci.

Alle großen Leidenschaften entstehen in der Einsamkeit, postuliert der Vordenker der Französischen Revolution, Jean-Jacques Rousseau, das Massen-Dasein genauso ablehnend wie mancher solitäre Denker in zwei Jahrtausenden, beginnend mit Vorsokratikern wie Empedokles oder Demokrit bis hin zu Martin Heidegger, der das Sein in der Uneigentlichkeit als eine dem modernen Menschen nicht angemessene Lebensform geißelt. Ovid und Seneca verfassten große Werke der Weltliteratur isoliert in der Verbannung. Petrarca lebte viele Jahre seiner Schaffenszeit einsam bei Avignon in der Provence. Selbst Montaigne verschwand für zehn Jahre in seinem Turm, um, lange nach dem stoischen Weltenlenker Mark Aurel, zum Selbst zu gelangen und aus frei gewählter Einsamkeit heraus zu wirken.

Weshalb zog es geniale Menschen in die Einsamkeit? Waren alle Genies Melancholiker? Wer ist zur Melancholie gestimmt, disponiert? Was bedingt ein Leben in Einsamkeit überhauptWelche Typen bringt die Einsamkeit hervor? Was treibt uns in die neue Einsamkeit? Weshalb leben wir heute in einer anonymen Single-Gesellschaft? Wer entscheidet über ein leidvolles Los im unfreiwilligen Alleinsein, in Vereinsamung und Depression oder über ein erfülltes, glückliches Dasein in trauter Zweisamkeit? Das sind existenzbestimmende Fragen, die über unser alltägliches Wohl und Wehe entscheiden. Große Geister, Dichter, Philosophen von Rang, haben darauf geantwortet – richtungweisend für Gleichgesinnte in ähnlicher Existenzlage, aber auch gültig für den Normalsterblichen, der in verfahrener Situation nach Lösungen und Auswegen sucht. Dieses Buch zielt auf das Verstehen der anthropologischen Phänomene und Grunderfahrungen Einsamkeit, Vereinsamung, Melancholie und Acedia im hermeneutischen Prozess als Voraussetzung ihrer Bewältigung. Erkenntnisse einer langen Phänomen-Geschichte können so von unmittelbar Betroffenen existentiell umgesetzt werden und auch in die „Therapie“ einfließen.

Carl Gibson, Praktizierender Philosoph, Literaturwissenschaftler, Zeitkritiker, zwölf Buchveröffentlichungen. Hauptwerke: Lenau. Leben – Werk – Wirkung. Heidelberg 1989, Symphonie der Freiheit, 2008, Allein in der Revolte, 2013, Die Zeit der Chamäleons, 2014.


ISBN: 978-3-00-049939-5


Inhalt:


Einleitung: „Einsamkeit“ heute – Segen oder Fluch?. 6
Der Mensch der Single-Gesellschaft – Leben im uneigentlichen Sein?. 6

Teil I: Griechisch-römische Antike. 12

1. Waren die heiteren Griechen auch einsam? Das Verständnis von Einsamkeit und Melancholie bei Vorsokratikern und Aristoteles. 12
1.2. Der Melancholiker – ein Genie? - Empedokles, Demokrit und eine nicht authentische, missverstandene Aristoteles-Sentenz  13
1.3. Im Garten des Epikur – Lebe zurückgezogen! Das naturgemäße Leben im Verborgenen. 18
2. Marcus Tullius Cicero - Einsamkeit und Gesellschaft: Musischer Rückzug in den ruhigen Hafen – „otio“ - „Gespräche in Tusculum“  22
3. Ovidius Naso in Verbannung in Tomis, am Schwarzen Meer – Vereinsamung und Melancholie im Spätwerk, in den Elegien „Tristia“ und in den Briefen „Epistulae ex Ponto“. 26
3. 1. „einsam lieg’ ich am Strande des äußersten Endes der Erde“ - Zur Einsamkeit verdammt am Ende der Welt: Ovids melancholische Dichtung vom Pontus. 26
3. 2. Nemo propheta in patria?. 32
3. 3. Kummer, „aegritudo“, „mania“, „melankolia“ in Ciceros „Disputationes Tusculanae“ - Bellerophon, der antike Einsame, Unbehauste; Einsamkeit und Melancholie in der mythisch-analytischen Zeitdiskussion. 35
3. 4. Psychosomatik. 40
3. 5. Das „Schwarze Meer“ und „Tomis“ – antike Unort(e)?. 43
3. 6. Künstlerisches Schaffen in Einsamkeit an sich und als Selbsttherapie  47
3. 7. Melancholie und Versöhnung – Concordia und Amor fati 54
4. Lucius Annäus Seneca - Lebe zurückgezogen - „solitudine“ und „in otio“  57
4. 1. „exsilium“, Senecas Verbannung auf Korsika – Unfreiwillige, äußere Einsamkeit und innere Freiheit, dargestellt im „Epigramm“  58
4. 2. Existenzbewältigung über Poesie bei Ovid und ethisches Philosophieren bei Seneca  63
4. 3. Ruhe der Einsamkeit - Apathie, Ataraxie, Eudämonie, „constantia“. 64
4. 4. „De constantia sapientis“ – Die „Unerschütterlichkeit des Weisen“. 66
4. 5. „Jeglicher Ort ist für den Weisen Heimatland.“ – Oder: „Patria est, ubicumque est bene“  68
4. 6. Senecas Klage als Anklage – Gesellschaftskritik und Dekadenz-Kritik aus der Einsamkeit des Exils heraus in der Auseinandersetzung mit den Tyrannen Caligula und Nero. 74
4. 7. „De otio“ – Von der „Zurückgezogenheit“; Zwischen stiller Muße (otio) und hektischer Geschäftigkeit (negotio) 77
4. 8. In „secreto“ – „Menschen (…) leisten in der Einsamkeit Größtes“- Ethische Haltung und Charakterbildung entstehen in der Stille der „Zurückgezogenheit“. Die Funktionen des einsamen Lebens und der Nutzen für die Gesellschaft 77
4. 9. Selbsterkenntnis und die Idee des Selbstseins erwachsen dem Alleinsein - Das Existieren in der Eigentlichkeit. Psychologische und soziologische Aspekte erfahrener Einsamkeit 81
4. 10. Die Gefahren des Alleinseins – Einsamkeit als Last 83
4. 11. Das Alleinsein in den eigenen vier Wänden – Chance und Risiko. Freiwilliger Rückzug in die Einsamkeit, statt Weltflucht aus Enttäuschung und Überdruss. 84
4. 12. Typen und Charaktere – introvertiert oder extrovertiert? Senecas Beschreibung der Melancholie-Symptomatik  86
4. 13. Geselligkeit – Senecas Plädoyer für ein ausgewogenes Wechselverhältnis zwischen freiwilligem Sein in Einsamkeit und sozialem Austausch  90
4. 14. Schöpferische Einsamkeit - Medium des Kreativen. 91
4. 15. Die Apotheose des einsam-kontemplativen Lebens in der Schrift „De brevitate vitae“, „Die Kürze des Lebens“  93
4. 16. Im „Jetzt“ leben, nicht erst morgen und am Leben vorbei! Hic et nunc und Memento mori! 95
4. 17. Der ruhige Hafen als Endziel - Individuelles Leben oder Massen-Existenz?  97
5. Mark Aurel - Der Weg zum Selbst in Zurückgezogenheit 99
5. 1. Gelebter Stoizismus als Vorbild. 101
5.2. „Alleinsein“ bei Epiktet – Individualität und Selbsterkenntnis. 101

Teil II: Vom frühen Mittelalter bis zur Scholastik. 103

1. „Einsamkeit“ und „Melancholie“ im frühen Mittelalter. Anachoreten im frühen Christentum - „anachoresis“ und „monachoi“. 103
1.1.         Eremitentum und monastisches Leben um 300 – 400 n. Chr. Antonius, (der Ägypter), Evagrius Ponticus und Augustinus: DerWeg zu Gott vollzieht sich in der Einsamkeit 103
1.2. Antonius, der Ägypter – Einsiedlertum, Wüstenspiritualität und Mystik  105
1.3. Aurelius Augustinus in „reiner Einsamkeit“ - „Alleingespräche“ aus Cassiciacum - Früchte des Schaffens in der Einsamkeit des Selbstgesprächs  107
1.4. „Acedia“ seit Evagrius Ponticus, bei Thomas von Aquin und Bonaventura  110
1.5. Die „Wirkscheu“ des Johannes Cassian. 113
1.6. Thomas von Aquin - Wirkscheu ist Todsünde – Acedia oder „Tristitia“  113
2. Deutsche Mystik. 115
2.1. Meister Eckhart: Die absolute Freiheit des Gottsuchenden - Der unmittelbare, mystische Weg zu Gott. „Abgeschiedenheit“ und „innerliche Einsamkeit“ neu definiert 115
2.2. In der Abgeschiedenheit – Das Aufgeben des Selbst, das Ledigwerden, als Voraussetzung der Unio mystica und die Gottesgeburt 115
2.3. „innerliche Einsamkeit“ – Zum Wesen der Dinge! 120
2.4. „Unio mystica“ und Buddhismus – Stufen und Wege des Rückzugs aus allgemein philosophischer, christlicher Sicht bzw. aus der Perspektive der Zen-Meditation - Exkurs. 121
2.5. Heinrich Seuses „Weg in die Innerlichkeit“ und die Beschreibung der Mönchskrankheit (Acedia) in der Schrift „Das Leben des Dieners“  125
2.6. „Das Büchlein der ewigen Weisheit“ - „Wie man innerlich leben soll“, „lautere Abgeschiedenheit“ und Entwerdung (Selbst- bzw. Ich-Auflösung) 129
2.7. Theresa von Avila - „Der Weg zur Vollkommenheit“ und „Die Seelenburg“.

Teil III: Humanismus

1. Francesco Petrarcas Loblieder auf die Einsamkeit. Der zentrale Stellenwert der „Einsamkeit“ im Werk der Humanisten  135
1.1. Zur Vita Petrarcas – Von der Vita activa zur Vita contemplativa im mundus aestheticus  135
1. 2. „De otio et solitudine“ - Von Freiheit (Muße) und Einsamkeit 137
1.3. „De vita solitaria“: Francesco Petrarcas Hymnus in Prosa auf das Leben in Einsamkeit. Die Begründung der Auffassung von der „schöpferischen Einsamkeit” als elitäre Phänomen-Definition. 139
1.4. „felix solitarius“ contra „miser occupatus“ – besser allein, frei und glücklich als vielbeschäftigt, gestresst und in permanenter Disharmonie – Einsamkeit: die „conditio sine qua non“ einer ethisch fundierten Lebensführung und Existenzbewältigung  141
1.5. Zur Modernität des Existenzmodells „Leben in der Eigentlichkeit“. 142
1.6. Das schaffende Subjekt … und die Ahnenreihe der Einsamen. 143
1.7. „Secretum“ – Melancholie und Misanthropie. 147
1.8. „Gespräche über die Weltverachtung“: Petrarcas negativer Melancholie-Begriff und Dante  148
1.9. Melancholie und Selbst-Therapie – Ist die „unheilvolle“ „Seelenkrankheit“ „Weltschmerz“ heilbar?  149
1.10. Dante weist die Muse Melancholie zurück. 155

Teil IV: Renaissance. 156

Einsamkeit und Melancholie während der Renaissance in Italien - Die „Saturniker“ des Mediceer-Kreises  156
1. Angelo Poliziano – Der Dichter am Kamin als personifizierte Melancholie und eine Melancholie-Beschreibung im Geist der Zeit. 156
2. Marsilio Ficino – Therapierte Melancholie. Das Bei-sich-Selbst-Sein der Seele führt zu Außergewöhnlichem in Philosophie und Kunst 159
2.1. Marsilio Ficino in freiwilliger Zurückgezogenheit in Carreggi - Einsamkeit als „conditio sine qua non“ des künstlerischen Schaffens  160
2.2. Im Zeichen des Saturn - Marsilio Ficinos Werk, „De vita triplici“, eine Diätetik des saturnischen Menschen. Ficinos astrologisch determinierter, antik physiologischer Melancholie-Begriff. 161
2.3. Definition der Melancholie und des Melancholikers in „Über die Liebe oder Platons Gastmahl“ - Die Liebe als melancholische Krankheit?  163
2.4. Krankheit „Melancholie“ - Therapeutikum Musik. 166
3. Pico della Mirandolas Entwurf des Renaissancegenies in „De hominis dignitate“ – Von Einsamkeit und Freiheit 167
3.1. Die „dunkle Einsamkeit Gottes“. 168
3.2. „Die Freiheit des Menschen“ und der „Geniebegriff der Epoche“ in „Oratio“  170
3.3. Die ethisch eingeschränkte Freiheit des Genies und das Humanum als Endziel 172
4. Lorenzo de’ Medicis „melancholische“ Dichtung. 174
4.1. War der Prächtige ein Melancholiker? Vanitas, Wehmut und Schwermut 175
4.2. Der Typus des „Inamoroso“ als Melancholiker - Liebeslyrik im Sonett 179
4. 3. Melancholia - Lorenzo de’ Medici rezipiert Walter von der Vogelweide  184
5. Die Familie der Melancholiker oder die Metamorphose des sinnenden Geistes zur Plastik und zum Gedicht - Exkurs  186
6. Einsamkeit, Melancholie und künstlerisches Schaffen während der Renaissance in Italien. 189
6.1. Geniale Werke der Einsamkeit bei Michelangelo Buonarroti und Leonardo da Vinci - Einsamkeit als die künstlerische Schaffensbedingung schlechthin, als „conditio sine qua non“ des kreativen Subjekts. 190
6.2. Michelangelo Buonarroti - „Wer kann, wird niemals willig sein.“ – Individuelle Freiheit und künstlerische Selbstbestimmung  190
6.3. Große Kunst ist gottgewollt 192
6.4. Der Schaffende ist das Maß aller Dinge - oder die Lust, mit dem Hammer neue Werte zu schaffen  194
6.5. Weltflucht und Weltverachtung. 195
6.6. Der sinnende Melancholiker „Micha Ange bonarotanus Florentinus sculptor optimus“  197
6.7. – „La mia allegrezz’ e la maniconia” – “Meine Lust ist die Melancholie!” – Existenzbewältigung im “Amor fati“ oder eine ins Positive transponierte „Melancholie als Mode“?. 199
6.8. Hypochondrie und Misanthropie in burlesker Entladung – bei Michelangelo und Leonardo  201
6.9. Michelangelos „Sonette“: Kreationen reiner Eitelkeit?. 211
7. Leonardo da Vinci – Ein Einsamer, aber kein Melancholiker. Die Wertschätzung der „vita solitaria e contemplativa“. 214
7.1. Leonardo und Michelangelo – ein geistesgeschichtlicher Vergleich. Der verbindende Hang zur Einsamkeit … und viele Kontraste! 222
8. Girolamo Savonarola – Der melancholische Reformator vor der Reformation  225
8.1. Gott geweihtes Leben in stiller Einkehr und früher Protest aus der Klosterzelle  230
8. 2. Zeitkritik und Fragen der Moral in „Weltflucht“ und „De ruina mundi“- Vom Verderben der Welt 231
8.3. Kritik des Christentums sowie des dekadenten Papsttums im poetischen Frühwerk - „De ruina Ecclesiae“ oder „Sang vom Verderben der Kirche“, (1475) 237
8.4. „Poenitentiam agite“! – Buße , Einkehr, Rückbesinnung, Katharsis. 239
8.5. Savonarolas Humanismus-Kritik und seine Zurückweisung der Astrologie – ist die Philosophie eine Magd der Theologie?  243
8.6. Sozialreformer Savonarola - „De Simplicitate vitae christianae“ - Von der Schlichtheit im Christenleben. 246
8.7. Savonarola setzt politische Reformen durch – Über die demokratische Verfassung in Florenz zum Fernziel der Einheit Italiens  248
8.8. Niccolo Machiavelli und Die Schwermut der Tyrannen. 250
8.9. Einsamkeit, Kontemplation und rhetorischer Auftritt – Savonarola Volkstribun und Redner nach Cicero?  254
8.10. Einsamkeit und Gesellschaft bei Savonarola. 255
8.11. Christliche Ethik als geistige Basis der Staatsform – Contra Tyrannis  256
8.12. „Der Tyrann“ trägt „alle Sünden der Welt im Keim in sich“ - Melancholie als Krankheit: Savonarolas Typologie, Definition und Phänomen-Beschreibung des Renaissance-Macht-Menschen und das Primat des Ethos im Leben und im Staat. 259
8.13. Genies des Bösen – Lorenzo de’ Medici und der Borgia-Clan. 260
8.14. Thomasso Campanellas idealer Gegenentwurf zum Typus des Tyrannen in seiner christlich-kommunistischen Utopie „Città del sole“  263
8.15. Golgatha - Traurigkeit und Verlassenheit in der Todeszelle und auf dem Scheiterhaufen  264
8.16. Hybris und Zuflucht zu Gott – „in Schwermut und voll Schmerz“! 266
8.17. Melancholia - „In te, Domine, speravi“, letzte Einsamkeit und existenzielle Traurigkeit - Hoffnung gegen Melancholie?  268
8.18. Auch Päpste irren! Schweigepflicht, Exkommunikation, Inquisition, Folter – Reformator Savonarola stirbt den Flammentod in Florenz  272
8.19. Giordano Bruno und die Flammen der Inquisition – Der Märtyrer-Tod auf dem Scheiterhaufen wiederholt sich … doch  274
9. Michel de Montaignes Essay „De la solitude“- Das Leben in Abgeschiedenheit zwischen profaner Weltflucht und ästhetischer Verklärung  276
9.1. Süße Weltflucht in den Turm – Melancholie als Habitus. 276
9.2. War Michel de Montaigne ein Melancholiker?. 278
9.3. Einsamkeit, ein Wert an sich, ist nie Mittel zum Zweck, sondern immer Selbstzweck. 280
9.4. „Nichts in der Welt ist so ungesellig und zugleich so gesellig als der Mensch“ – Einsamkeit und Gesellschaft 284
9.5. Vanitas - Der Rückzug aus der Gesellschaft ist auch historisch bedingt 289
10. „The Anatomy of Melancholy“ - Der extensive Melancholie-Begriff bei Democritus junior alias Robert Burton  292
10.1. „Elisabethanische Krankheit“ oder „maladie englaise“ – Melancholie als Mode!? Von der Pose zur Posse?  292
10.2. Demokritos aus Abdera – Der lachende Philosoph als Vorbild und Quelle der Inspiration  294
10.3. „sweet melancholy“ - Burtons Verdienste bei der Umwertung und Neuinterpretation der grundlosen Tieftraurigkeit zur „süßen Melancholie“  297
10.4. „Göttliche Melancholie“: „Nothing’s so dainty sweet as lovely melancholy“ - Zur positiven Melancholie-Bewertung vor, neben und nach Burton  302

Teil V: „Einsamkeit“ und Melancholie in der Moderne. 304

1. Jean-Jacques Rousseau – Alle großen Leidenschaften entstehen in der Einsamkeit. Die Apotheose der Einsamkeit im Oeuvre des Vordenkers der Französischen Revolution. 304
1.1. Rückzug, „Schwermut“ und „Hypochondrie“. 304
1.2. „Zurück zur Natur“! im „Discours“ - Plädoyer für das einfache Leben und harsche Gesellschaftskritik. Macht die „Sozialisierung“ den an sich guten Menschen schlecht?. 306
1.3. Im Refugium der Eremitage von Montmorency: Kult der Einsamkeit – Landleben, Naturgenuss und geistiges Schaffen  308
1.4. „Sanssouci“ – Asyl: Ein Einsamer, Friedrich der Große unterstützt einen anderen Einsamen, den verfolgten Wahlverwandten Jean-Jacques Rousseau. 312
1.5. „Les Rêveries du promeneur solitaire“ - Träumereien eines einsamen Spaziergängers  314
1.6. Einsamkeit ist im Wesen des Künstlers selbst begründet - «Toutes les grandes passions se forment dans la solitude»! 316
2. Einsamkeit und Gesellschaftskritik im Werk der Französischen Moralisten La Rochefoucauld, Vauvenargues und Chamfort 318
2.1. Rekreation im Refugium – die bücherlesende Einsamkeit des Herzogs La Rochefoucauld  319
2.2. Einsamkeit – Katharsis, Chance und Gefahr 320
2.3. Chamfort - „Vom Geschmack am einsamen Leben und der Würde des Charakters“ - „Man ist in der Einsamkeit glücklicher als in der Welt.“  321
2.4. Abkehr von der Gesellschaft, melancholische Heimsuchungen, Vereinsamung und Menschenhass  323
2.5. „Ein Philosoph, ein Dichter, sind fast notwendig Menschenfeinde“ – Chamforts Rechtfertigung von Misanthropie und Melancholie. 325
3. „Ueber die Einsamkeit“ - Johann Georg Zimmermanns Monumentalwerk aus dem Jahr 1784/85 - Einsamkeit als Lebenselixier – Die Gestimmtheit im deutschen Barock – Inklination zur Melancholie?. 326
3.1. Von den „Betrachtungen über die Einsamkeit“ zur Abhandlung „Von der Einsamkeit“ – Thema mit Variationen  328
3.2. Die Ursachen von wahrer und falscher Einsamkeit - Müßiggang, Menschenhass, Weltüberdruss und Hypochondrie  330
3.3. „gesellige Einsamkeit“ - eine „contradictio in adjecto“?. 331
3.4. Aufklärer Immanuel Kant definiert den zur „Melancholie Gestimmte(n)“, „Melancholie“ als „Tiefsinnigkeit“ und die „Grillenkrankheit“ Hypochondrie richtungweisend für die Neuzeit. Exkurs. 333
4. Arthur Schopenhauers „elitäres“ Verständnis von Einsamkeit - nur wer allein ist, ist wirklich frei! 336
4.1. Der Ungesellige - „Er ist ein Mann von großen Eigenschaften.“. 338
4.2. Die „Einsamkeit ist das Los aller hervorragenden Geister“ - Ist der Mensch von Natur aus einsam? Ist „Einsamkeit“ ein Wert an sich?  341
4.3. Das Sein in der Einsamkeit als existenzielles Problem - Einübung in die zurückgezogene Lebensführung. 343
5. Lenau, Dichter der Melancholie. „Einsamkeit“ und Schwermut (Melancholie) im Werk von Nikolaus Lenau – Anthropologische Phänomenbeschreibung und literarisches Motiv. 345
5.1 Lenaus Verhältnis zur Philosophie. Entwicklung und Ansätze. 346
5.2. „Einsamkeit“ und „Vereinsamung“ als existenzielle Erfahrung. 351
5.3. Nikolaus Niembsch von Strehlenau, genannt „Lenau“ vereinsamt in Wien  352
5.4. Das „melancholische Sumpfgeflügel der Welt“ - Vereinsamt in Heidelberg und Weinsberg. Therapeutikum Philosophie: Lenau setzt der „Seelenverstimmung“ die „Schriften Spinozas“ entgegen! 357
5.5. Amerika – Lenaus Ausbruch in die Welt der Freiheit 358
5.6. Schwermut und Hypochondrie – Therapeutikum: Philosophie und Sarkasmus  359
5.7. „Einsam bin ich hier, ganz einsam. Aber ich vermisse in meiner Einsamkeit nur dich.“  361
5.8. „wahre Menschenscheu“ - „Die Geselligkeit“ „ist ein Laster“ - „Mein Leben ist hier Einsamkeit und etwas Lyrik.“  362
5.9. Die „äußere Einsamkeit“– Vom „Locus amoenus“ zum „Locus terribilis“  364
5.10. Situation und Grenzsituation – präexistenzphilosophisches Gedankengut bei Lenau auf dem Weg zu Karl Jaspers. Exkurs. 366
5.11. „Einsamkeit“ als ontische Dimension - Menschliches Dasein ist nicht Gesellig-Sein – Mensch-Sein bedeutet ein Sein in Einsamkeit. 371
5.12. „Einsame Klagen sinds, weiß keine von der andern“ - Monologische Existenz in dem existenzphilosophischen Gedicht „Täuschung“  372
5.13. In „dunklen Monologen“ - „Jedes Geschöpf lebt sein Privatleben“ - Mitsein in existenzieller Gemeinschaft erscheint unmöglich  375
5.14. „O Einsamkeit! Wie trink ich gerne / Aus deiner frischen Waldzisterne!“ Dionysisch „zelebrierte Einsamkeit“ im Spätwerk  377
5.15. „Der einsame Trinker“ - Das dionysische Erleben der Einsamkeit im Fest 379
5.16. „Fremd bin ich eingezogen/Fremd zieh ich wieder aus“ - Der „Unbehauste“, ein „Fremdling ohne Ziel und Vaterland“  381
5.17. „Nun ist’s aus, wir müssen wandern!“ - In-der-Welt-Sein ist Einsamkeit 383
5.18. Lenaus melancholische Faust-Konzeption - „metaphysische Vereinsamung“. 388
5.18.1. Der „Unverstandene“, das ist der „Einsame“. 388
5.18.2. Endlichkeit und Ewigkeit 390
5. 18. 3. Die Geworfenheit des existenziellen Realisten „Görg“. 392
5. 18. 4. Das Unbewusste als Antrieb - Die tragisch konzipierte Faust-Figur in Disharmonie mit dem Selbst und in der Uneigentlichkeit 393
5.18.5. Gott ist tot - existenzielle Exponiertheit des metaphysisch Vereinsamten vor Nietzsche und Rilke  397
5.19. Im dunklen Auge – ein „sehr ernster, melancholischer Knabe“, „hochgradig zur Melancholie disponiert“  und hinab gestoßen in die „Hohlwege der Melancholie“: „Mein Kern ist schwarz, er ist Verzweiflung.“ – Melancholie-Symptomatik und Definitionen der Krankheit bei Lenau  403
5.20. „Lieblos und ohne Gott! Der Weg ist schaurig“ – „Die ganze Welt ist zum Verzweifeln traurig.“ „Melancholie“ und „absolute Vereinsamung“ in Lenaus Doppelsonett „Einsamkeit“. 408
5.21. Der Werte-Kampf in Lenaus Ballade „Die nächtliche Fahrt“ - Von darwinistischer Selektion über den „Kampf um das Dasein“ nach existenzphilosophischen Kategorien zur Ethik des Widerstands im Politischen - Exkurs  424
5.21.1. Wettkampf und Werte-Kampf 431
5.21.2. Lenaus Imperialismus-Kritik in seinem „anderen“ Polenlied. 433
5.21.3. Ethik des Widerstands - Der Existenz-Kampf der Individuen entspricht dem Souveränitätsstreben der - tyrannisierten - Völker 434
6. Friedrich Nietzsche, der einsamste unter den Einsamen? Absolute Einsamkeit, extreme Vereinsamung und schwärzeste Melancholie  436
6.1. Wesensgemäße Daseinsform und  Schaffensbedingung der Werke der Einsamkeit. 437
6.2. „Also sprach Zarathustra“ - Nietzsches großer „Dithyrambus auf die Einsamkeit“  438
6.3. Strukturen der „Einsamkeit“ in „Also sprach Zarathustra“. 439
6.4. „Fliehe, Fliehe mein Freund, in deine Einsamkeit!“ - „Wo die Einsamkeit aufhört, da beginnt der Markt.“  442
6.5. Die Auserwählten – Nietzsches kommende Elite: Der „Einsame“ als Brücke zum Übermenschen  444
6.6. Der Einsame – das ist der Schaffende! „Trachte ich nach Glück? Ich trachte nach meinem Werke!“  446
6.7. Nietzsches „Nachtlied“ - das einsamste Lied, welches je gedichtet wurde! 447
6.8. „Oh Einsamkeit! Du meine Heimat Einsamkeit!“. 449
6.9. „Jede Gemeinschaft macht irgendwie, irgendwo, irgendwann – ‚gemein’“ – Zum Gegensatz von individuellem Leben in Einsamkeit und gesellschaftlichem Massen-Dasein. 451
6.10. „Einsam die Straße ziehn gehört zum Wesen des Philosophen.“ Fragmentarische Aussagen zur „Einsamkeit“  453
6.11. Therapeutikum Einsamkeit – schlimme und gefährliche Heilkunst! „In der Einsamkeit frisst sich der Einsame selbst, in der Vielsamkeit fressen ihn die Vielen. Nun wähle.“. 454
6.12. Die „siebente letzte Einsamkeit“ - Nietzsches „Dionysos-Dithyramben“  456
6.13. „Vereinsamt“ – Düstere Melancholie und metaphysische Verzweiflung  458
7. „Einsamkeit“ bei Jaspers und Heidegger - Exkurs. 463
8. Der „Neue Mensch“ – eine Konsequenz der Einsamkeit? „selbstestes Selbst“ und Apologie des Selbst bei Lenau und Nietzsche - Exkurs  466
8.1. Die Suche nach dem „Humanum“ – Absage an den Irrweg „Übermensch“  468
8.2. Lenaus „Homo-Novus-Konzeption“ nach Amalrich von Bene. 470
8.3. „Idemität“ und „Konkreativität“ – Der „menschliche Mensch“! Zur Strukturanthropologie Heinrich Rombachs. Exkurs  473

Teil VI: Essays zur Thematik und kleine Beiträge. 476

9. Stufen der Einsamkeit – Auf dem Weg vom Alleinsein in die Vereinsamung, Melancholie und Verzweiflung – Zur Metamorphose eines anthropologischen Phänomens. 476
9.1. Von der existenziellen Situation „Einsamkeit“ zum Krankheitsbild „Melancholie“ in der Erscheinungsform „Acedia“ und Hypochondrie  480
9.2. Melancholie als Charakteristikum des genialen Menschen. 482
9.3. Die Phänomene „Einsamkeit“, „Alleinsein“, „Vereinsamung“ und „Melancholie“ („Schwermut“, „Depression“) – im Wandel der Zeiten: Anthropologische Konstanten und Grundbefindlichkeiten des Daseins oder zeitbedingte Entwicklungsphänomene? Zur Begriffsbestimmung. 484
9.4. Strukturen der Einsamkeit - Zum Bedeutungswandel der Begriffe Einsamkeit und Melancholie durch die Zeiten  494
9.5. Existenzbewältigung: Angewandte Philosophie in philosophischer Praxis – Zur Konzeption und Intention der Studien zur Einsamkeit. 497
9.6. Zur Einsamkeit verflucht? – Alleinsein zwischen gesellschaftlicher Pest und segensreicher Schaffensbedingung –Selbsterfahrungen und Autobiographisches. 503
9.7. Das Existenzmodell „Alleinsein“ zwischen Weltflucht und verklärender Utopie: Abgeschiedenheit, Einkehr, Selbstfindung, Eigentlichkeit - Selbst erfahrene und selbst beobachtete Phänomene – Einsamkeit, ein Zeitproblem?  506
9.8. Ein Einsamer von heute – In memoriam Theo Meyer. 513


Nachwort: 514
Inhalt: 517
Namenregister: 517
Bibliographie. 539
Primärliteratur 539
Anthologien, Aufsatz-Sammelwerke zur Thematik: 539
Sekundärliteratur: 539
Bilder-Verzeichnis: 539
Bücher von Carl Gibson. 539



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