Sonntag, 18. März 2018

Ist Gott tot? Gottesleugner Hawking als tragische Figur und das „Ex nihilo nihil“ der tradierten Philosophie




Ist Gott tot? Gottesleugner Hawking als tragische Figur und das „Ex nihilo nihil“ der tradierten Philosophie

 



„Wohl wissend, was der Ausnahme-Gelehrte aus Cambridge verkünden wird, hat die göttliche Vorsehung den Leugner Gottes und der Schöpfung in einen unzulänglichen Körper gesteckt, dem Genius aber eine einzigartiges Gehirn überlassen, um hinter die Schöpfung zu blicken - aber auch, um das eigene Leiden einer großen Seel im kranken Körper voll auszukosten“, werden Frömmler sagen, wenn sie das Schicksal, das die Welt bewegt, mit ihrem „Geist“ durchdringen.


Aus dem Nichts kann keine Materie entstehen, kein Raum und keine Zeit - lehrte die tradierte Philosophie so lange, bis die Astrophysik den Gegenbeweis erbrachte - durch Hawking[1]!


Was sich den Kategorien von Raum und Zeit entzieht, also unserem endlichen, beschränkten ,diesen Kategorien unterworfenen Denken, wurde „spekulativ“ erschlossen: von Einstein zunächst - und nun von Hawking, gestützt auf andere kluge Köpfe, die alle den Mut zum Hinüberschreiten aufbrachten und die erfahrenen Botschaften der Welt verkündeten.


Hawking bejaht den freien Geist und den freien Willen des Individuums, sagt aber provokativ und für viele Menschen missverständlich:


„Die Philosophie ist tot“ - Dem darf widersprochen werden, eben weil der Satz ebenso missverständlich ist, wie seinerzeit Nietzsches Wort „Gott ist tot“.


Auch für Nitzsche war Gott nie an sich tot, sondern nur für Nietzsches Zeit, die eine Zeit der freien Geister nach der Aufklärung war.


Die Philosophie ist auch nicht tot - die Philosophie ist nach wie vor die „Weltwissenschaft“, eine Mutter aller Wissenschaften, aus der alle Wissenschaften hervorgingen, der Kontrast schlechthin zur Theologie, die absoluten Glauben einfordert, während die Philosophie immer schon auf Erkenntnis setzte, auch in der Spekulation, die in die Kosmologie und Astrophysik mündet.


Hawking bewegt sich in Bereichen des Unvorstellbaren, in entlegenen Sphären der Quantenphysik, die aus dem Nichts entstehende Teilchen kennt, wie die Astrophysik „Schwarze Löcher“, alles verschlingende Monster der Kraft, die alles aufsaugen, was sich der enormen Anziehungskraft entgegenstellt, Sterne, Galaxien, ja selbst das Licht.


Nach Hawking war das Universum vor dem „Urknall“, dem so genannten „Bing bang“, und dem - immer noch anhaltenden - Auseinanderstreben eine unvorstellbar kleine, unbeschreiblich dichte Materie zu einem Zeitpunkt ohne Zeit, vor der Zeit.


Ein Schöpfergott, der diese Erde und andere Planeten oder Sonnen hätte erschaffen, war zu jenem Zeitpunkt vor der Zeit nicht da.


Also existiert kein Gott.


Also existiert kein Schicksal, das in unseren Lebenslauf eingreifen würde, das uns determiniert, unfrei macht.


Dank seines freien Geistes bestimmt der Mensch selbst, wohin seine Reise geht!

Zu den Sternen - oder hinein, ins Schwarze Loch!?

Wer sich etwas mit Philosophiegeschichte beschäftigt hat, wird merken, wie sehr diese Gedanken den Lehren des Epikur verpflichtet sind, der die Schöpfung aus dem Zufall heraus lehrte, ohne die tatsächliche Existenz der Gottheit zu leugnen. Trotzdem entzog Epikur das Individuum dem determinierenden Zugriff höherer Mächte und versetzte es in die eigene Freiheit, in die Selbstgestaltung, in ein Leben ohne Furcht und Angst.



Gott sei es gedankt, dass heute kühnes Denken nicht mehr abgestraft wird, widerrufen werden muss, wie bei Galilei, oder gar - mit dem Genius - auf dem Scheiterhaufen endet. 


Mens sana in corpore sano - die Antike kannte die psychosomatischen Wechselwirkungen - und misstraute somit den Gedanken, die aus einem kranken Körper kommen.

Hawking, behindert, aber nicht unfrei, feiert hingegen den freien Geist, der übermenschliche Erkenntnis ermöglicht - in Sphären jenseits der Schulweisheit!

Und doch muss er leiden - und im Leiden nach dem Sinn der Existenz fragen - dankbar, das Universum bewundernd!


Geben die Götter ihren Lieblingen alles, um jene dann doch noch bitter abzustrafen, am Endlichen versagend - Mozart und Hawking?


Schwere Gedanken - und doch kann jeder Mensch, ethisch geleitet im Glauben an das Gute, an seiner individuellen Gottesvorstellung festhalten, ohne irdische Prinzipien gegen kosmische auszuspielen.

Wir leben im Endlichen, das kosmisch eingebettet ist, nach den Möglichkeiten unserer Welt.

Die Kosmogonie an sich und im Detail interessiert den Menschen der Jetztzeit nicht wirklich, da dieser - im Hier und Jetzt - sein nacktes leben bestreiten muss


Es gilt, eine profane Existenz zu meistern - unter den gegebenen Bedingungen von heute: es geht um konkrete Existenzbewältigung - mit oder ohne Religion.


Die Gewissheit, die ein Hawking heute hat und verkündet, kompliziert die Bewältigungssituation nur, wie einst bei Epikur, Darwin und Nietzsche, trotz und aufgrund der wissenschaftlichen Beweise, die heute geliefert werden können, weil heute aufgrund technologischer Mittel andere Erkenntnisse möglich sind - im Mikrokosmos ebenso, wie im Makrokosmos.


Gott bleibt für viele Menschen eine Notwendigkeit. Das weiß auch Hawking.

Ohne Gott als die Summe des Guten wird das Leben sinnlos und der Nihilismus wird - in einer Welt außer Rand und Band - zum Prinzip des Bösen, wie gerade jetzt!




Autor, author, auteur Carl Gibson:

Bücher, books, livres:  1989 - 2018, Neuerscheinungen.

Books by Carl Gibson -

Les livres de Carl Gibson, ecrivain, homme de lettres, philosophe - littérature, critique littéraire et politique. 

 

 

Neu:




https://www.openpr.de/news/994945/Carl-Gibsons-Faustinus-erschienen-Nachdenken-ueber-rote-und-braune-Diktaturen-in-literarischer-Form.html








 

 









 





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